„Kultur macht stark“-Programmkonferenz unterstreicht den erfolgreichen Start in die dritte Förderphase
Bei der Programmkonferenz „Kultur macht stark: Gemeinsam für mehr Bildungschancen“ am 23. Juni in Berlin diskutierten Akteurinnen und Akteure der kulturellen Bildung Wege zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Neben den rund 200 Teilnehmenden vor Ort konnte ein großes Publikum die Konferenz per Livestream miterleben. Die Aufzeichnung des Vormittagsprogramms finden Sie hier.
Staatssekretärin Judith Pirscher eröffnete die Konferenz und stellte in ihrer Begrüßungsrede die Erfolge von „Kultur macht stark“ und die Bedeutung kultureller Bildung zur Förderung gerechterer Bildungschancen heraus. Ihr besonderer Dank galt den zahlreichen Aktiven im Programm: „Sie alle machen dieses Programm stark. Junge Menschen wollen Neues ausprobieren, deshalb brauchen sie Räume, um die Welt und sich selbst zu entdecken. Die Selbstwirksamkeit, die Kinder und Jugendliche in den Projekten erfahren, ist eine der stärksten Erfahrungen überhaupt. Teil eines ,Kultur macht stark‘-Projektes zu sein, kann die Weichen für das eigene Leben wesentlich verändern.“
Bildungsgerechtigkeit im Fokus
Pirscher betonte den Stellenwert von kultureller Bildung und die Möglichkeit zur Teilhabe für Kinder, denen ein Zugang zu solchen Angeboten erschwert sei: „,Kultur macht stark‘ ist so bunt wie unser Leben und genauso vielschichtig sind seine Erfolge. Das Programm stärkt insbesondere die Chancengleichheit für junge Menschen, denn es steht allen Kindern und Jugendlichen offen.“ Dabei nannte sie die wichtigsten Kennzahlen, die den anhaltenden Erfolg des Programms unterstreichen: Über 15.000 lokale Bündnisse und über 40.000 Projekte habe „Kultur macht stark“ bislang gefördert. Dies sei eine enorme Leistung.
Aufbruch in die dritte Förderphase
Für die dritte Förderphase stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung bis 2027 bis zu 50 Millionen Euro jährlich bereit. „Kultur macht stark“ ist zehn Jahre nach seinem Start in der kulturellen Bildung nicht mehr wegzugedenken „Die Antragszahlen sind weiterhin hoch, das Programm hat sich etabliert. Diese Erfolgsgeschichte werden wir fortsetzen.“ Dabei nannte Pirscher vier Schwerpunkte für die neue Förderphase, die die positive Entwicklung des Programms flächendeckend festigen und ausbauen: verstärkt Bündnisse im ländlichen Raum unterstützen, die kommunalen Bildungsangebote durch Netzwerke stärken, die Projekte weiterhin für digitale und hybride Formate öffnen, die Schulen, insbesondere im Ganztag, als Bündnispartner stärker einbeziehen.
Björn Lengwenus hielt Keynote
Kulturelle Teilhabe – kein Schlagwort, sondern gelebte Realität an der Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg in Hamburg, einer Schule mit rund 1.750 Schülerinnen und Schülern aus 84 Nationen. Schulleiter Björn Lengwenus beschrieb in seiner Rede, wie eine Schule zu dem Ort werden kann, an dem sich Schülerinnen und Schüler wohlfühlen und ausprobieren können: „Zum einen, indem wir es wollen. Zum anderen mit der Hilfe starker Partnerinnen und Partner.“ Zu mehr Teilhabe trügen eine gemeinsame Schulkultur und kulturelle Projekte, ganz gerade auch am Ort Schule, maßgeblich bei, so Lengwenus. Als Beispiele nannte er das gemeinsame Einstudieren und Singen von Arien aus der Zauberflöte mit dem Ensemble der Staatsoper oder Radiosendungen mit einer Auswahl von Lieblingsliedern im Lockdown bis hin zum Drehen eigener Filme.
Als langjähriger Bündnispartner von „Kultur macht stark“ wies er darauf hin, dass Schule immer auch ein Beispiel für Gesellschaft und bestenfalls eine gelungene Inklusion sei. „Kultur führt die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Im Darstellen, im Singen, im Tanzen, im Filmen sind alle Kinder gleich.“ Für mehr Bildungsgerechtigkeit brauche es aber immer das Engagement aller. „Wir alle sind für die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen verantwortlich.“
Podium leitete Austausch ein
Thesen der eindrücklichen Keynote wurde auf dem anschließenden Podium von weiteren Expertinnen und Experten der kulturellen Bildung vertieft: Professorin Andrea Tober (Vorsitzende der „Kultur macht stark“-Jury), Mustafa Akça (Komische Oper Berlin), Professor Christian Höppner (Deutscher Kulturrat), Professor Benjamin Jörissen (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) und Björn Lengwenus (Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg Hamburg) beleuchteten das Thema Bildungsgerechtigkeit aus unterschiedlichen Perspektiven. Andrea Tober nannte als Schlüsselmoment für „Kultur macht stark“ die Beziehungsarbeit, d.h. das in Verbindungkommen untereinander. Das Format der Bündnisbildung habe eine Sogwirkung, die den Funken überspringen lasse und kollektive Verantwortung stärke.
Christian Höppner griff diesen Gedanken auf und forderte noch mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung von Politik und Gesellschaft. „Wir müssen die Neugierde, die jedes Neugeborene mitbringt, wachhalten und fördern. ‚Kultur macht stark‘ gehört zur DNA einer ganzheitlichen Bildung und ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern und Kommunen – bestenfalls nicht nur in einzelnen Projekten, sondern in verstetigter Form.“
Aus wissenschaftlicher Perspektive beleuchtete Benjamin Jörissen die wichtige Rolle von kultureller Teilhabe. Ein erfolgreicher Bildungsweg bestehe für jeden Menschen darin, früh Lernkompetenzen aufzubauen. Projekte wie die von „Kultur macht stark“ seien wichtig für weitere Lernprozesse, denn es gehe um Gemeinschaftsbildung und Zugehörigkeit, darum, sich mehr zuzutrauen und mehr Selbstvertrauen zu entwickeln. „Jedes Bildungsangebot muss resonieren und Identifikationsangebote für jede und jeden anbieten. Dabei sollten wir kultursensitiv vorgehen und Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung einbeziehen.“
Mustafa Akça von der Komischen Oper Berlin berichtete von seinem Engagement für einen multikulturellen Kinderchor an der Komischen Oper, der die Vielfalt der Gesellschaft in die Oper holen soll. Er machte sich besonders dafür stark, in Zukunft noch mehr ‚rauszugehen‘, dorthin, wo die Kinder und Jugendlichen anzutreffen seien. Damit leiste man einen Beitrag zur kulturellen Bildung aller und setze sich für einen gerechteren Zugang zu entsprechenden Angeboten ein – unabhängig von Elternhaus und sonstigem Hintergrund. „Wir müssen unser Publikum in all seiner Diversität und mit allen Interessen ansprechen und Hemmschwellen im kulturellen Bereich abbauen.“
Ausblick in die Zukunft
Die Vorsitzende der Jury von „Kultur macht stark“ beschrieb die generelle Entwicklung des Programms als Prozess, in dem nicht nur die Teilnehmenden, sondern auch die beteiligten Institutionen etwas lernten. Sie alle eine das Streben nach fairen Chancen auf kulturelle Teilhabe. „Wir stehen ständig im Austausch mit unseren Partnerinnen und Partnern. Gerade den ländlichen Raum wollen wir künftig noch stärker einbeziehen. Wir alle sind in Bewegung und wollen unsere Gesellschaft entwickeln.“
Workshops am Nachmittag
Entwicklungspotentiale diskutierten die Konferenzteilnehmenden auch in einem umfangreichen Nachmittagsprogramm in fachlichen Foren. Darunter waren Fragen der Digitalisierung, kommunalen Verankerung und der Einbindung in den schulischen Ganztag. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gaben Einblicke in den Stand der Forschung und Expertinnen und Experten aus der „Kultur macht stark“-Praxis berichten von ihrer Arbeit. Daneben hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich in World Cafés zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten auszutauschen.
Hier können Sie den Ablauf der Programmkonferenz zu „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung" herunterladen: