Lokale Netzwerke als Investition in kulturelle Bildung
Kultur lebt von Zusammenarbeit und braucht starke Netzwerke. Mit dem Programm „K²-Beratung“ unterstützt die Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel im Rahmen von „Kultur macht stark“ Kommunen beim Aufbau eines kulturellen Bildungsnetzwerks. Projektreferentin Marit Tote erklärt, warum sich Netzwerkarbeit lohnt.
Frau Tote, Sie arbeiten als Referentin für das Projekt „K²-Beratung – Programm zur Unterstützung von Kommunen beim Aufbau und der Absicherung von kulturellen Bildungsnetzwerken“. In Ihrer Arbeit beraten und unterstützen Sie Kommunen dabei, kulturelle Bildungsnetzwerke aufzubauen und die kulturelle Bildung zu stärken. Dabei beraten Sie nicht nur Kommunen in städtischen Gebieten, sondern auch Kommunen im ländlichen Raum. Welche Rolle spielen Kommunen in der kulturellen Bildung?
Die Kommune ist als Gestalterin vor Ort der Ausgangspunkt für gelingende (kulturelle) Bildungsprozesse - egal ob für Kinder, Erwachsene oder Senioren. Kommunen agieren immer eingebunden in ein lokales Netzwerk. Dazu gehören Akteure aus der Praxis, aber auch KiTas, Schulen, außerschulische Angebote der Kinder- und Jugendarbeit, zivilgesellschaftliche Initiativen oder Sportvereine. Die K²-Beratung setzt bei diesem Netzwerk an. Wir unterstützen Kommunen darin, ihre Kulturarbeit vor Ort zu stärken und Netzwerke auszubauen.
Sie beschreiben Ihr Programm als Starthilfe, um die kulturelle Bildung und Vernetzung vor Ort zu stärken. Wie sieht diese Starthilfe konkret aus?
Die Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel hat mit „K²-Beratung“ ein Beratungsprogramm entwickelt, um Kommunen beim Aufbau und der Absicherung von kulturellen Bildungsnetzwerken zu unterstützen. Für Beratungsprozesse dieser Art qualifiziert die Bundesakademie 12 Berater*innen. Diese werden im Anschluss an die Qualifizierung bis zu 36 Kommunen eine professionelle Starthilfe bieten, um die Kulturelle Bildung und Vernetzung vor Ort zu stärken. Die Beratung richtet sich auf die individuellen Bedarfe der jeweiligen Kommune aus und umfasst drei Beratungstermine. Wir sprechen hier von einer Starthilfe, da der Zeitraum für den Aufbau eines Netzwerks viel zu gering ist. Dazu braucht es langfristige Arbeit.
Was sind das genau für Akteure, die diese Starthilfe in Anspruch nehmen?
Das Programm richtet sich in erster Linie an kleinere bis mittlere Kommunen. Die Kulturabteilungen dieser Kommunen sind sehr unterschiedlich aufgestellt. Deshalb setzt die K²-Beratung immer beim individuellen Bedarf an. Einige Kommunen haben bereits ein Netzwerk für kulturelle Bildung und möchten dieses ausbauen. Andere Kommunen wiederum möchten sich zunächst einmal eine Übersicht über die Akteure vor Ort verschaffen oder schauen, wie sie anstehende Projekte gemeinsam realisieren können.
Mit welchen Methoden gehen Sie dabei vor?
In die Qualifizierung der Berater*innen fließt der Erfahrungsschatz aus dem Pilotprojekt „K² - Kulturnetzwerke in Kommunen und Regionen“ ein. Die Erkenntnisse sind in dem Prozessleitfaden „Netzwerke(n) für kulturelle Teilhabe“ zusammengefasst. Der Leitfaden führt Methoden auf, um ein lokales Netzwerk von Grund auf aufzubauen. Dazu gehört ein Netzwerk mit Blick auf Diversity-Kategorien zusammenzustellen oder Methoden, um Synergieeffekte in einem Netzwerk herauszuarbeiten.
Vor welchen Herausforderungen stehen Kommunen speziell in ländlichen Räumen bei der kulturellen Bildung?
In der Ausschreibungsphase konnten wir spüren, dass der Druck in den Kommunen derzeit enorm hoch ist. Entwicklungen wie Fachkräftemangel, Klimawandel oder Migration stellen die Kommunen vor große Herausforderungen. Kulturelle Bildung befähigt dazu, sich durch Kunst und Kultur mit diesen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Gerade in ländlichen Räumen können kulturelle Bildungsangebote eine Verbesserung der Zugangs- und Teilhabechancen ermöglichen. Dafür ist aber ein starkes Netzwerk notwendig.
Hauptzielgruppe von kultureller Bildung sind Kinder und Jugendliche. Wie können Kommunen die Perspektiven junger Menschen – besonders in ländlichen Räumen – in ihre Arbeit einbinden?
Um die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen zu stärken, sollten sich die zuständigen Ressorts in den Kommunen miteinander vernetzen. Die Erfahrungen zeigen, dass die Ressorts ähnliche Ziele verfolgen, aber oft gar nicht von den Vorhaben des jeweils anderen wissen. Das zu ändern erfordert die Bereitschaft, in Netzwerkarbeit zu investieren und gemeinsame Zukunftsvisionen zu entwickeln. Ich spreche hier bewusst von investieren, denn Netzwerkarbeit kostet Arbeit und Zeit, um einen Mehrwert zu schaffen.
Damit Kinder und Jugendliche sich ernst genommen fühlen, ist es wichtig, ihren Perspektiven Raum zu geben und sie in lokale Netzwerke zu integrieren. Eine Möglichkeit dazu ist ein Jugendparlament. Die sächsische Stadt Meißen, die Teil des »K²«-Pilotprojekts war, hat einen Jugendstadtrat auf den Weg gebracht. Ein Interview mit beteiligten Jugendlichen ist im bereits genannten Prozessleitfaden »Netzwerke(n) für kulturelle Teilhabe« aufgeführt.
Was nehmen Sie sich für die Zukunft vor, welche Entwicklungen möchten Sie in den Kommunen anstoßen und ausbauen?
Ich möchte durch das Beratungsprogramm die Kulturelle Bildung und die Netzwerkarbeit in den Kommunen stärken. Ich hoffe, dass die teilnehmenden Kommunen von der Starthilfe profitieren und die vereinzelten Restplätze noch an interessierte Kommunen vergeben werden können. Ich freue mich, dass wir 12 Berater*innen gewinnen konnten, die nach der Teilnahme an der Qualifizierung im nächsten Jahr die Beratungen der Kommunen aufnehmen und bin gespannt, was sich daraus für ein Berater*innen-Netzwerk entwickeln wird.