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Stärker mit Games: Im „Chaos Computer Camp“ entdecken Kinder und Jugendliche gemeinsam (digitale) Spielekultur

Computerspiele und kulturelle Bildung – warum dies unbedingt zusammengehört, zeigt das Projekt „Chaos Computer Camp“. Dazu holt es Kinder und Jugendliche in ihrem virtuellen Freizeitraum ab.

Es ist April 2023, Osterferien, die Schule hat für zwei Wochen geschlossen. Was tun in einem ländlich gelegenen Ort wie Ziesar im westlichen Brandenburg, wo nur wenige Busse am Tag fahren und das Schwimmbad seit Jahren geschlossen ist? Ein Glück, dass es das „Chaos Computer Camp“ gibt. Das Feriencamp rund um die Welt der Spiele ist Teil der Initiative „Stärker mit Games“ der „Stiftung Digitale Spielekultur“. Das Besondere: Das Projekt bietet nicht nur ein vielseitiges Ferienprogramm. Es schafft zugleich einen Spagat zwischen der digitalen und analogen Welt, zwischen drinnen und draußen, zwischen Individualität und Gemeinschaft. Und: „Zocken“ ist hier ausdrücklich erlaubt.

Partnerschaften und Zusammenarbeit

Den Raum für das Camp ermöglichen die Programmpartner vor Ort: Die „Integrierte Kindertagesbetreuung (IKTB)“ des Thomas-Müntzer-Schulzentrum Ziesar-Görzke unter Leitung von Diplom-Pädagoge Philipp Kikels sowie das örtliche Jugendzentrum Ziesar. Medienpädagoge Max Neu gestaltet für die „Stiftung digitale Spielekultur“ die Inhalte. Zusammen mit anderen Pädagoginnen und Pädagogen gestaltet er gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen das Camp. Auch einige Ehrenamtliche haben sich dem Projekt angeschlossen – zum Teil ehemalige Teilnehmende der Camps, die es bereits vorher in Ziesar gab.

Teilnehmende Kinder des Projekt Stärker mit Games sitzen vor mehreren Laptops

Ein Tag im „Chaos Computer Camp“

Ein Tag im Feriencamp ist aufgeteilt in zwei Gruppen: Die jüngeren Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren kommen am Vormittag, die älteren Kinder und Jugendlichen zwischen zwölf und achtzehn Jahren am Nachmittag. Max Neu erklärt: „Wir spielen jeweils im ersten Teil in Kleingruppen Computerspiele, dann gibt es eine Pause und im zweiten Teil sind wir meistens draußen. Wir spielen gemeinsam, in allen Facetten des Spielens.“

Konkret sieht das in der Praxis so aus: Die Kinder der Vormittagsgruppe entdecken zum Beispiel das Computerspiel „Untitled Goose Game“, bei dem jede und jeder in die Rolle einer Gans schlüpft und bestimmte Aufgaben löst. Nach der Pause steht dann das gemeinschaftliche Spiel an, wenn die Teilnehmenden im Hof zum Beispiel einen Fröbelturm bauen, ein intensives Konzentrationsspiel in der Gruppe. „Jeder Tag hat ein anderes Thema, aber immer geht es darum, gemeinsam Probleme zu lösen, die Frustrationstoleranz im Spiel auszubauen und Spieledynamiken zu erlernen“, so Max Neu.

Lernen – weit hinaus übers Gaming

Das Konzept dieses „Kultur macht stark“-Projekts ist die Mischung aus kompetitivem und kooperativem Spiel. Die Kinder und Jugendlichen lernen, sich auszutauschen, abzustimmen und Aufgaben in der Gruppe auszuhandeln: Wer macht die Ansagen? Wer führt sie aus? Nicht nur innerhalb von Computerspielen übernimmt jede und jeder eine Rolle, überall werden den Teilnehmenden diese Soft Skills des Miteinanders begegnen – ob im Gaming, bei Live-Rollenspielen, an der Tischtennisplatte und natürlich auch außerhalb der Feriencamps.

Die Teilnehmenden abholen

Philipp Kikels hat mit der integrierten Tagesbetreuung einen Ort der Begegnung in Ziesar geschaffen – auch um das Angebot an Freizeitaktivitäten auszubauen. In Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum holen sie die Teilnehmenden mit den „Chaos Computer Camps“ bei etwas ab, das ihnen Spaß macht. Die Camps sind ein offenes Angebot – jede und jeder kann kommen, auch ohne vorherige Anmeldung. Am letzten Abend können die Kinder und Jugendlichen sogar dort übernachten.

„Keiner spielt allein“

Das Motto des Projekts zieht sich durch das gesamte Camp. Klar macht es den Teilnehmenden – und auch den Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort – Spaß, zusammen neue Games auszuprobieren. Aber vielmehr als um die Inhalte des Spiels geht es darum, einen bestimmten Verhaltenskodex zu erarbeiten. Max Neu vergleicht es mit anderen öffentlichen Räumen, in denen sich Menschen begegnen. Wenn wir in ein Schwimmbad gehen, in eine Kirche, Synagoge oder Moschee, in eine Bibliothek, dann wissen wir in etwa, was wir tun dürfen und was nicht. Im Internet hingegen seien wir alle im Laufe der Jahre eher wild sozialisiert worden. „Wenn ich mir ein Buch in der Bibliothek aus dem Regal nehme, dann nicht mit Schokolade an den Händen. Genauso gelten fürs Gaming auch Regeln. Wir holen das Spielen aus dem Privatem in die Gemeinschaft.“

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Das Projekt „Stärker mit Games“ wird gefördert durch die Initiative „Digitale Spielekultur“. Programmpartner vor Ort sind die „Integrierte Kindertagesbetreuung (IKTB)“ des Thomas-Müntzer-Schulzentrums Ziesar-Görzke unter Leitung von Philipp Kikels sowie das Jugendzentrum in Ziesar. Als Medienpädagoge betreut Max Neu die Initiative vor Ort. Das einwöchige Ferienangebot wird demnächst auf ein mehrwöchiges Sommer-Festival ausgebaut.