„Mich macht es glücklich, die Kinder für das Leben zu stärken“
Das Projekt „Stark werden mit Bruno von Bärenstein“ des MundWerkStatt e.V. begleitet Kinder auf dem Weg zu emotionaler Stärke. Wie das mit kreativen Mitteln gelingt, erzählt Projektleiterin Ulrike Ihle-Herzel im Interview.
Frau Ihle-Herzel, worum geht es im Projekt „Stark werden mit Bruno von Bärenstein“?
Bruno von Bärenstein ist eine Handpuppe und steht für das Konzept, über das Benennen von Gefühlen und Bedürfnissen gewaltfreie Kommunikation zu üben. Kinder können durch das Projekt spielerisch über ihre Gefühle sprechen und sich so stark fühlen. Sie werden gesehen, wertgeschätzt und erlernen eine faire Kommunikation. Mit dem passenden Handwerkszeug und einer reichen Sprache lernen sie, Konflikten zu begegnen und Missverständnisse schon früh zu vermeiden. Kreative und künstlerische Elemente spielen dabei eine wichtige Rolle.
An wen richtet sich dieses Projekt? Wie ist es aufgebaut?
Die Kinder in diesem Projekt sind zwischen acht und zwölf Jahre alt. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Familien und unterscheiden sich auch in ihrer Herkunft. Die Gruppenräume der MundWerkStatt besuchen sie jede Woche für drei Stunden. Die Kinder wählen zu Beginn unserer Treffen „Gefühlsbildchen“ aus, erzählen über ihre Gefühle, die sie beschäftigen und ordnen die Bildchen farbigen Chiffontüchern zu. Dann kommt Bruno aus dem Korb, begrüßt sie und führt in das Thema ein. Danach gehen wir über in die kreative Gestaltung.
Wie stärken Sie Kinder und Jugendliche ganz konkret?
Unser Kreativangebot umfasst zum Beispiel ein Bilderbuchkino, das die Kinder miteinbezieht, Malen mit Kreide oder Gestalten mit Gips. Aktuell sprechen wir über das Thema Wut und lernen: Wut ist ein Schutz für unsere Bedürfnisse. Wir malen in der Gruppe Bilder vom „Wutdrachen“, der immer dann erscheint, wenn ein Bedürfnis nicht erfüllt ist. Und wir fotografieren all unsere Kreationen. Im Zentrum steht bei uns die Ausdrucksfähigkeit: Wir sind wie „Gefühlsdetektive“ und fragen: „Welche Wörter gibt es noch für ein Gefühl?“ Zum Beispiel finden wir für das Wort „glücklich“ Alternativen wie „zufrieden“ oder „entspannt“. Mit unserer Sammlung an Wörtern bilden wir eine Wortwolke, die wir als Poster gestalten.
Wie halten Sie Ihre Kreativarbeiten fest?
Zum Beispiel, indem sich die Kinder ein Theaterstück überlegen, etwa zum Thema Streit. Unsere Theaterpädagogin leitet die Kinder an, bestimmte Gefühle über Mimik und Gestik zum Ausdruck zu bringen. Dann fotografieren wir die Personen oder auch Bruno, den Bären. Mit Tablets und dem Programm „Puppet Palls“ können wir die Bilder animieren und dazu sprechen. So erarbeitet die Gruppe etwas, was sie im Anschluss zeigen kann – zum Beispiel auf unserem YouTube-Kanal.
Was macht die Figur Bruno von Bärenstein besonders und warum hilft sie beim Starkwerden?
Wir möchten den Kindern zuhören. Meine Erfahrung zeigt aber, dass Kinder sich eher in der Beziehung zu einer Spielfigur oder einem Maskottchen öffnen, das sie liebgewinnen und dem sie ihr Herz öffnen.
Was wollen Sie mit dem Projekt erreichen?
Uns geht es darum, die Kinder in ihrer Persönlichkeitsentfaltung zu unterstützen. Sie lernen, für ihre eigenen Bedürfnisse und für die der anderen einzustehen. Das bereitet sie für ein gutes gesellschaftliches Miteinander vor. Dies gilt insbesondere für Kinder, die ohnehin schon „ein Päckchen mit sich tragen“. In unserem Projekt sind zum Beispiel geflüchtete Kinder aus der Ukraine oder Kinder, die in Patchwork-Familien leben. Kinder jeden Hintergrunds lieben es, hierherzukommen. Denn hier können sie für ein paar Stunden ganz sie selbst sein. Mich macht es glücklich und zufrieden, die Kinder für das Leben zu stärken.
Wer ist an der Umsetzung des Projekts beteiligt?
Wir sind ein großes Team von Pädagoginnen mit unterschiedlichen Hintergründen: eine Medienpädagogin, eine Theaterpädagogin, eine Schulsozialarbeiterin, viele kreativ Tätige. Sie alle bieten im Wechsel verschiedene Angebote an. Zusätzlich unterstützen uns Ehrenamtliche, zum Beispiel bei der Bewirtung.