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Die Zukunft beginnt heute

Gemeinsam mit einer Choreografin und einem Videokünstler setzten Kinder und Jugendliche in der brandenburgischen Uckermark Tanzcollagen filmisch in Szene. Mit ihren „Zukunftsvisionen heute“ machen sie sich selbst Mut, heute das Morgen zu gestalten.

Heute sind sie sieben oder 18 Jahre alt. Wie wird ihre Umgebung in 25 Jahren aussehen, wenn sie 32 oder 43 Jahre alt sind? Wird die Uckermark dann versteppt sein? Gibt es ausreichend Nahrung und wird die Coronapandemie dann endlich vergessen sein? Im Projekt „Zukunftsvisionen heute“ haben 15 Mädchen und Jungen Fakten recherchiert, Forderungen aufgestellt und sich vor allem künstlerisch und tänzerisch mit der Zukunft unseres Planeten beschäftigt. Initiiert wurde das Zukunftsprojekt vom Kreativteam des Vereins „UMtanz“, einer Initiative, deren kulturelle Angebote aus den Sparten Tanz, Theater und Film sich vor allem an Kinder und Jugendliche aus der Uckermark richten. Umgesetzt wurde es in fünf Projektblöcken in der Zeit von Sommer 2020 bis Sommer 2021 mit der Waldhofschule, einer Grundschule in Templin, und dem Multikulturellen Centrum Templin (MKC). Es entstanden vier Tanzcollagen, die filmisch festgehalten wurden, sowie eine Live-Performance.

Was ist heute nötig, damit es morgen besser wird?

Das Thema Klimaschutz und eine saubere Umgebung beschäftigt die Kinder und Jugendlichen.
© Bruno Renne/UMtanz e.V. [Kinder werden gefilmt mit einem Modell in der Hand]

Unterstützt durch das Kreativteam von „UMtanz“ drehten die Kinder und Jugendlichen eine Reihe von Kurzfilmen mit den Titeln „Klimawandel“, „Ernährung in der Zukunft“ und „Zero Waste“. Künstlerisch begleitet wurden sie von der Choreografin Yeri Anarika und dem Videokünstler Paul Rohlfs. Bevor es an tänzerische Improvisationen ging, recherchierten die Teilnehmenden Aspekte, die ihnen am Herzen liegen: Schutz der Biodiversität etwa, ökologische Landwirtschaft, eine bessere Ausstattung der Schulen (personell und digital) oder die stärkere Berücksichtigung des Tierwohls. Den Bündnispartnern im Projekt „Zukunftsvisionen heute“ war es wichtig, positive Elemente einzubringen. „Das Projekt sollte nicht dystopisch sein oder Zukunftsängste verstärken. Sondern es sollte die Chance bieten, herauszufinden was im Hier und Jetzt getan werden kann, damit das Morgen besser wird“, so Yeri Anarika. „Wir haben nichts vorgegeben, sondern die Ideen der Kinder und Jugendlichen aufgegriffen. Dabei gab es weder richtig noch falsch. Vor allem aber gab es gegenseitiges Vertrauen und Empathie. Wir haben den Heranwachsenden Räume eröffnet, in denen sie sich frei ausprobieren und ihre Meinungen bilden konnten. Und wir haben ihnen gezeigt, wie man nicht nur seine Stimme, sondern den ganzen Körper einsetzen kann, um gehört und wahrgenommen zu werden.“

Tragfähige Netzwerke und vertrauensvolle Zusammenarbeit

Cornelia Baumgart hält beim Verein „UMtanz“ die Fäden zusammen. „Wir engagieren uns schon seit Jahren in der Region und arbeiten eng und vertrauensvoll zusammen mit den umliegenden Schulen und dem MKC-Templin. Das MKC vereint Kino, Kulturzentrum und Ausstellungsraum unter einem Dach und zeigt unsere Filme in lokalen Filmreihen oder auch schon mal vor dem regulären Kinoprogramm“, sagt sie. „Wir haben dieses partnerschaftliche Netzwerk geknüpft und gleichzeitig den Kontakt zu den Eltern aufgebaut. Inzwischen ist es uns gelungen, dass die Familien in der Gegend unseren tänzerischen und künstlerischen Angeboten offener gegenüberstehen. Anfangs konnten sie wenig mit der Welt des Tanzes anfangen, sie haben sich über die Jahre in kleinen Schritten geöffnet. Inzwischen haben wir das Vertrauen der Eltern gewonnen.“ Die Region rund um Templin zählt zu den wirtschaftlich schwächeren Gegenden Deutschlands. In vielen Familien leben vier und mehr Kinder, die Eltern haben selbst kaum Zugang zu kulturellen Aktivitäten. Oft fehlen die finanziellen Mittel, dem Nachwuchs Bildungsangebote außerhalb der Schule zu ermöglichen. „Deshalb sind die Eltern unendlich dankbar, dass wir Tanz- und Theaterprojekte und damit neue Perspektiven anbieten“, sagt Cornelia Baumgart.

Zuerst Präsenztreffen, dann hybride Formate

Ästhetisch ambitioniert sind die Tanzcollagen im Projekt „Zukunftsvisionen heute“.
Ästhetisch ambitioniert sind die Tanzcollagen im Projekt „Zukunftsvisionen heute“. © Bruno Renne/UMtanz e.V.

Über „Schnuppertage“ in den Schulen oder über das MKC-Templin wurden die Kinder und Jugendlichen auf das Projekt aufmerksam. Die Waldhofschule stellte mit ihrem „Gammsaal“ den zentralen Treffpunkt für die Workshops, die mit Kreativen aus dem Pool von „UMtanz“ gemeinsam mit pädagogischen Kräften geleitet wurden – wenn Präsenztreffen erlaubt waren. Zu Beginn im Sommer 2020 konnten sie persönlich zusammenkommen, in den Wintermonaten allerdings wurde es coronabedingt nötig, ins Digitale zu wechseln. „Das war am Anfang eine Umstellung, hat aber funktioniert. Ich habe dann mit den Kindern und Jugendlichen einzeln per Video trainiert“, schildert Choreografin Yeri Anarika. Dank der Online-Treffen konnte sogar der Kreis der Teilnehmenden erweitert werden. Denn im ländlichen Raum mit schwacher ÖPNV-Ausstattung machen lange Fahrzeiten und ungünstige Bustaktung die Teilnahme aufwendig. „Da sind virtuelle Treffen einfacher zu organisieren, wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht mit hybriden Angeboten“, sagt Cornelia Baumgart. So ist es „UMtanz“ etwa gelungen, eine Kooperation mit einer Einrichtung für geflüchtete Menschen im brandenburgischen Ort Lychen zu initiieren. Dank technischer Ausstattung konnten einige Jugendliche aus diesem Kreis teilnehmen – und waren glücklich darüber, diese Chance zu bekommen. Wegen der Pandemie konnte die erarbeitete Perfomance bislang erst einmal (im Sommer 2021) live vor Publikum präsentiert werden. Zurzeit ist geplant, die Filme mit den Tanzcollagen und auch die Live-Performance am 27. Februar 2022 erneut im MKC zu zeigen.

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Die Tanztheater, Filmprojekte und Kurse von Umtanz-de. richten sich vor allem an Kinder und Jugendliche aus der Uckermark. Ziel ist, aktuelle Themen zu reflektieren und Denkprozesse durch körperliche Auseinandersetzungen zu aktivieren. Im Projekt „Zukunftsvisionen heute – Tanzfilmcollagen“ schlossen sich als weitere Bündnispartner die evangelische Grundschule Waldhofschule.de in Templin und das Multikulturellen Centrum (MKC) an. Das MKC-Templin stellt professionelles technisches Veranstaltungs-Equipment sowie seine Bühne für die Abschlusspräsentation zur Verfügung. Es präsentiert vor dem regulären Kinohauptprogramm regelmäßig Kurzfilme, darunter auch die Clips von „UMtanz“.  Während der vier Projektblöcke haben sich die Kinder und Jugendlichen mit zukunftsorientierten Themen beschäftigt. Das Projekt wird gefördert von „ChanceTanz-News“, einem Programm von „Startseite“ im Rahmen von „Kultur-macht-stark“.