Wandbild als Statement: Wir können was!
Fröhlich, bunt und wunderschön: Zwölf Kinder aus den vierten Klassen der Adolf-Grimme-Schule in Barsinghausen malten ein gigantisches Wandbild in Acrylfarben. Eine 40 Quadratmeter große Botschaft: Die Nordstadt hat was drauf!
Selbstbewusstsein – das ist das Stichwort für Frank Plorin, wenn er vom Projekt „Wir Kinder der Nordstadt“ in Barsinghausen (Niedersachsen) berichtet. Zwölf Kinder haben „gebrannt dafür“, ihre Schule mit einem gigantischen Wandbild auszustatten. Zwölf XXL-Tafeln, von Viertklässlern eigenhändig bemalt, ergeben ein Statement: Hier sind wir! Das sind unsere Träume. Wir wollen sichtbar sein und zeigen, was wir draufhaben! Für das Projekt haben sich die Adolf-Grimme-Schule, die Stadt Barsinghausen und die Kunstschule NOA NOA zusammengeschlossen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband förderte die künstlerische Begleitung der Kinder im Rahmen von „Kultur macht stark“ über das Förderprogramm „Ich bin HIER! Herkunft – Identität – Entwicklung – Respekt“. Die Stadt Barsinghausen engagierte sich darüber hinaus finanziell und übernahm die Anschaffung der zwölf 2,50 x 1,20 Meter großen, kostspieligen Platten.
Kinder können kreativ Großes leisten
Die Idee zu einem Wandbild entstand an der Adolf-Grimme-Schule. Die Schulgemeinschaft kam mit der Idee auf Frank Plorin zu, den Leiter der Kunstschule NOA NOA. Die Adolf-Grimme-Schule befindet sich in der Nordstadt, einem Stadtteil, in dem viele Menschen mit Migrationshintergrund leben oder arbeitssuchend sind. Schon die Jüngsten nehmen wahr, dass ihre Eltern Sorgen haben. Auch manche der Kinder sind nicht unbeschwert: Armut ist ein Thema, manche tun sich schwer, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Die Idee des Wandbildes: Die Kinder sollten sich nicht als defizitär erleben, sondern zeigen können, dass sie kreativ gemeinsam Großes leisten können. Ihre künstlerische Arbeit zeigt schon von weitem: Wir sind bunt, wird sind fröhlich und wir sind zuversichtlich!
Wandbild – eine frühe Kulturleistung der Menschen
Frank Plorin und sein Team der Kunstschule NOA NOA ließen sich gerne für die Umsetzung der Idee gewinnen. Die Kunstschule ist ein gemeinnütziger Verein, Mitglied im Landesverband der Kunstschulen in Niedersachsen. Sie ist gut vernetzt in der Region Hannover, bietet viele kreative Angebote für Kinder und Jugendliche, oft auch in Kooperation mit Schulen und Kindergärten. Ein Wandbild – das war eine besondere Herausforderung, auch wenn die Wandmalerei als eine der frühesten Kulturleistungen der Menschheit gilt. Künstlerin Alexandra Lask von der Kunstschule NOA NOA, eine erfahrene Bühnenmalerin, vermittelte den Kindern die notwendigen künstlerischen Techniken.
Präzision in Feinarbeit der eigenen Kontur
Die zwölf Kinder, die seit September 2021 außerhalb des Schulunterrichts mitmachten, nutzten die Aula als Atelier. Zuerst überlegten sie sich, welche Motive das Wandbild haben sollte. Sie entschieden sich für Selbstporträts. Bevor es darum ging, die wetterfesten Platten mit Acrylfarben zu bemalen, gab es erst einmal Fingerübungen. Von Klein nach Groß haben die Kinder ein Gefühl für die Dimensionen entwickelt. Ein Blümchen auf einer meterhohen Tafel wird anders angelegt als auf einem Din-A4-Blatt. Anfangs wurde mit Modellen aus Schuhkarton gearbeitet, dann mit großen Papierbahnen, auf die freihändig gezeichnet wurde. Die Kinder legten sich auf das Papier, damit ihr Körper umrissen werden konnte. Dann galt es, in Feinarbeit die Haare oder die Kopfform des eigenen Bildnisses zu präzisieren.
Kinder in ihrer Persönlichkeit gestärkt
Die Kinder haben ihre Selbstbildnisse fantasievoll ausgeschmückt. Während des Entstehungsprozesses wurde viel diskutiert, viel gelacht und viel überlegt. Was wäre, wenn alle Zauberkräfte hätten wie die Romanfigur Harry Potter? Welche Macht hat eine Königin, und könnte eine gute Fee alle Sorgen wegzaubern? Wäre die Welt gerechter, wenn alle Menschen die gleiche Haut- und Haarfarbe hätten? „Die Kinder konnten sich selbst Attribute zuschreiben, das hat sie in ihrer Persönlichkeit gestärkt. Sie arbeiteten empathisch zusammen, akzeptierten sich in ihrer kulturellen Vielfalt, unterstützen sich gegenseitig und waren am Ende unheimlich stolz auf ihre Arbeit“, sagt Frank Plorin.
Gemeinsam für einen stimmigen Gesamteindruck
Im März wurde dann gemeinsam die Reihenfolge der Bilder festgelegt. Hierbei wurden die Schülerinnen und Schüler von ihren Eltern unterstützt – die ebenso stolz waren wie ihre Kinder. Gemeinsam wurden die riesigen Platten unzählige Male hin- und hergetragen, bis der Gesamteindruck endlich stimmte. Danach wurden die Bilder mit einer Schutzschicht überzogen, die eine lange Lebensdauer gewährleisten soll. Inzwischen hängt das fulminante Wandbild. Weithin sichtbar leuchtet es farbenfroh am Schulgebäude und zeigt, dass dort selbstbewusste, fantasievolle und tatkräftige junge Menschen heranwachsen.