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„Trash 2 Music” – wenn aus Müll Musik wird und Nachhaltigkeit im Beat erklingt

Die Themen Nachhaltigkeit und kulturelle Bildung verbindet ein „Kultur macht stark“-Projekt aus Rostock auf klangvolle Weise. Die Teilnehmenden bauen aus Müll Instrumente, produzieren eigene Tracks und lernen Graffiti-Skills für ihre Projektpräsentation.

Verschiedene Materialien wie Dosen, Flaschen und Nüsse.
Bastelmaterialien für Trash 2 Music © Palette Rostock e.V.

Bongo-Trommeln, die aus Chips-Dosen bestehen, ein Bass, der aus Blechdosen schallt oder das rhythmische Geräusch eines alten Föns, der an- und ausgeschaltet wird. Was hier entsteht, ist Musik. Musik aus Müll. Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren treffen sich eine Woche lang im Jugendzentrum „Alte Schmiede“ eines Rostocker Plattenbaus. Die meisten von ihnen wohnen hier, einige kommen auch aus betreuten Einrichtungen in der Nähe. Dem Workshop-Angebot nähern sie sich zunächst zögerlich. Doch dann reizt es sie doch, mit den Kursleiterinnen und Kursleitern aktiv zu werden: Mit Melle Instrumente aus Alltagsmüll zu bauen, mit Martin in die Musikproduktion einzutauchen, mit Benita alte Spielzeuge als Soundquellen umzubauen oder von Paul Techniken des Sprayens kennenzulernen.

Drei parallellaufende Formate

In den sogenannten „Work outs“, die im Sommer 2022 angeboten werden, stehen den Teilnehmenden die Formate Instrumentenbau, Musikproduktion, Graffititechnik und Circuit Bending (ein kreatives Kurzschließen von elektronischen Geräten zur Sound-Erzeugung) zur Auswahl. Sie lernen, selbst Sounds zu erzeugen und einzuspielen, gehen mit Mikro und Keyboard um und erfahren: Einen Beat zu produzieren, ist gar nicht so schwierig. Sie halten Spraydosen mit der richtigen Technik. Die Ausrüstung bekommen sie gestellt. Und sie werden immer wieder gefragt, was sie interessiert. Die Angebote laufen parallel an sechs Tagen von 10 Uhr bis 16 Uhr. Sie sind bewusst so konzipiert, dass es keine starren Gruppen gibt; die Kinder und Jugendlichen können auch zwischen den Kursen wechseln. Am siebten Tag ist Zeit für eine Abschlusspräsentation oder Ausstellung eingeplant – auch hier entscheiden die Teilnehmenden mit, was ihnen mehr liegt.

Bewusstsein für Konsum

Der (hörbare) Erfolg des Projektes ist allerdings nicht nur auf das handwerklich-kreative Gestalten und die daraus entstandenen Instrumente, Tracks oder Graffitis begrenzt. Vor allem sensibilisiert „Trash2Music“ für die Unmengen an Müll, die wir in unserem Alltag produzieren – zum Teil schlecht zu recyceln in der klassischen Müllwiederaufbereitung. „Wir schaffen hier ein Bewusstsein für Müll, aber auch für die Möglichkeiten, die daraus entstehen“, beschreibt es Projektleiter Andreas Stegemann. Upcycling, Dingen einen völlig neuen Nutzen geben, wird hier konkret umgesetzt. Viele Teilnehmende sind im Laufe des Projektes nicht nur stolz darauf, mit originellen Quellen Geräusche, Töne, Melodien zu kreieren. Sie lernen auch, wie sie mit Verpackungen und alten Gebrauchsgegenständen etwas kreieren können, das einen neuen Wert schafft.

Gemeinsam für mehr Musik

Hinter dem Projekt stehen die drei Bündnispartner Soziale Bildung e.V., die Fantasia AG Rostock und die Palette Rostock e.V., in der auch Projektleiter Andreas Stegmann ehrenamtlich beschäftigt ist. Er kümmert sich um die Antragstellung, Abrechnung, Koordination mit den Workshopleiterinnen und -leitern und um die Bekanntmachung.

Den Beat immer dabei

Ein Workshoptag ist mit dem Titel „Zuppa Zuppa Zapp“ überschrieben. Hier lernen die Teilnehmenden sogar, mit noch weniger als mit Müll auszukommen, um Töne und Rhythmen zu erzeugen. Sie brauchen nur ihren Mund und ihre Stimme. Sie nutzen die Effekte des „Beatboxing“ und nehmen verschiedene Klänge auf. Für viele neu: das bewusste Erleben des eigenen Körpers. „Ich kann Rappen“ heißt es an Tag fünf und genau das tun die Kinder und Jugendlichen, sie lernen Rappen, aber auch Songs Schreiben und Singen.

Angebot in der eigenen Umgebung

Gerade für Kinder und Jugendliche, deren Familien weder Instrumente noch ein kostspieliges technisches Equipment anschaffen können, sind die Workshops ein großer Gewinn. Denn genau um sie geht es hier: „die Kids aus der Nachbarschaft“, wie Andreas Stegemann sie nennt. Alle 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts leben hier. Sie verbringen ihre Freizeit häufig im öffentlichen Raum, erhalten aber selten Freizeitangebote, die sie in ihren Interessen fördern. In der Rostocker Plattenbausiedlung Toitenwinkel gibt es schlichtweg wenig bis keine musikalischen Bildungsmöglichkeiten. Das Workshopformat ermöglicht es eben diesen Kindern und Jugendlichen, mit kostenlosen Mitteln und einfacher Technik wie Handy-Apps neue musisch-kreative Ausdrucksformen auszuprobieren. Sie erleben einen ersten Einstieg in die Musikproduktion und können so später ihre eigenen Ideen umsetzen und hörbar machen.

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Melanie Krebs, Sascha Sauerborn und Andreas Stegemann haben für den Palette Rostock e.V. das Projekt „Trash2Music“ im Rahmen von „Kultur macht stark“ ins Leben gerufen. Bündnispartner waren der Soziale Bildung e.V. (SoBi) und die Fantasia AG Rostock. Der Palette Rostock e.V. veranstaltet auf dem Zirkusgelände der Fantasia AG regelmäßig das Format „Radio Fantasia“ in dessen Rahmen die Projektpräsentationen von „Trash2Music“ öffentlich aufgeführt und ausgestellt werden konnten.

Mehr Infos auch unter: instagram.com/p/Ce8V2_JgplR/?img_index=1