"My home - my way - my future": In Medienworkshops selbst kreativ werden
Wie bedient man eine Kamera? Wie entsteht ein Film? Das finden Kinder und Jugendliche in Medienworkshops im Saalekreis und in Halle (Saale) heraus – und entdecken dabei ihr eigenes kreatives Talent.
Die eigene Lebenswelt im Fokus
Das Video auf dem Smartphone, die Musik auf den Ohren und überall Fotos – Teenager sind umgeben von modernen Medien. Doch wie dreht man eigentlich einen Film? Wie entsteht elektronische Musik? Welche Kniffe gibt’s für gute Bilder? Das finden die Teilnehmenden in verschiedenen Workshops zu den Themen „YouTube-Videos“, „Elektronische Musik“ und „Fotografie“ heraus. Dabei erkunden sie auch ihre Heimat, ihre Fähigkeiten und Perspektiven. Denn nicht nur Medienkompetenz erwerben die Kinder und Jugendlichen in den Workshops – sie erkunden auch ihre Lebenswelt aus einem neuen Blickwinkel. Die Medienworkshops werden unter anderem im „Nest e.V.“ in Wettin (Sachsen-Anhalt) oder im Kinder- und Jugendcamp Zappendorf angeboten. Teilnehmende werden darüber hinaus aber auch aus verschiedenen Einrichtungen in Halle und dem Saalekreis angesprochen, damit insbesondere im ländlichen Raum viele Kinder und Jugendliche von diesem Angebot profitieren.
Tag für Tag neue Skills
„Was interessiert euch?“ „Was wollt ihr lernen?“, fragen die Kursleiterinnen und Kursleiter zu Beginn der Workshops. Anschließendgeht es direkt ins Machen. Im Video-Workshop lernen die Kinder und Jugendlichen das Filmen und alles, was dazugehört: Sie schreiben ein Storyboard, bereiten sich auf ein Interview vor, lernen die Kameratechnik zu verstehen, stellen Licht und Ton richtig ein. So entsteht zum Beispiel ein Kurzfilm zum Thema Autotuning. Gedreht wird vor Ort in einer Autowerkstatt für amerikanische Oldtimer. In Absprache mit den Inhabern eine ideale Kulisse für diesen Medienworkshop und zudem ein Beispiel für gelungene lokale Kooperationen. Danach wissen die Teilnehmenden nicht nur mehr über Autos und übers Filmedrehen, sondern auch über Heiko und Tina, die Werkstattbesitzer und späteren Namensgeber des Kurzfilms. Ein Kennenlernen und Vernetzen auf allen Ebenen.
Von Vorsicht zu Begeisterung
Ein weiteres Beispiel kooperierender Einrichtungen im Rahmen dieses Projektes, in dem Teilnehmende für die Medienworkshops über das regionale Netzwerk angesprochen wurden, ist ein Kinderheim. Medienpädagoge und Projektleiter Martin Kahles vom Jugend- und Medienzentrum „das Nest e.V.“ beobachtet im Laufe der Workshops eine Entwicklung: Die Kinder aus diesem Kinderheim seien zu Beginn eher still, die Motivation noch verhalten. Im Verlauf erlebe er aber ein sehr positives Feedback und eine große Dankbarkeit: „Wenn sie erste Ergebnisse sehen und dann voller Stolz sagen können: ,Diesen Film haben wir gedreht, als Gruppe‘, das ist schon etwas Besonderes. Häufig sind unsere Teilnehmenden Jugendliche, die hier nicht nur erste Erfolgserlebnisse haben, sondern diese auch konkret sichtbar machen können. Das lässt viele aufblühen.“
Nicht ein Angebot, sondern viele
Insgesamt gibt es im einjährigen Projekt sechs verschiedene Workshops mit jeweils 32 Stunden, entweder als Intensivworkshop oder als wöchentliches Kursangebot. Die Teilnehmenden sind zwischen 12 und 18 Jahren alt und können sich neben den Angeboten zu unterschiedlichen Medien auch für einen Präsentationsworkshop entscheiden, bei dem Produkte und Ergebnisse aus den Medienworkshops gezeigt werden. Hierfür wählen die Kursleiterinnen und Kursleiter öffentliche Orte aus, an denen viele Menschen vorbeikommen, wie etwa die „Passage 13“, eine Einkaufspassage in Halle. Die Kinder und Jugendlichen bauen Tische selbst und kleben ihre Fotos darauf oder sie entwerfen Hocker mit integrierten Bluetooth-Lautsprechern, aus denen ihre selbst gemixte Musik ertönt. Diese Anfertigungen werden im Anschluss der Öffentlichkeit gezeigt. Etwas mit den Händen zu gestalten, mit digitalen Medien zu verbinden und anschließend zu zeigen, macht den Reiz des „Präsentationsworkshops“ aus.
Nachhaltig Kompetenzen stärken
Das Einzugsgebiet für das Projekt ist relativ groß. Die Initiatoren haben das Ziel, über ihr Netzwerk im ländlichen Raum möglichst viele Kinder und Jugendliche anzusprechen. So reichen die Einrichtungen, die zur Gewinnung von Teilnehmenden eingebunden werden, von einem Kinder- und Jugendheim in Halle (Haus Regenbogenland des DRK) über Stadtteilzentren in sozialen Brennpunkten in Halle-Neustadt bis hin zu Jugendclubs aus Ortschaften im Saalekreis. Die Jugendlichen erweitern im Projekt nicht nur ihre Medienkompetenz, sondern lernen auch etwas über das soziale Miteinander. Die Arbeit in Kleingruppen, in denen es kreative Entscheidungen zu treffen gilt, in denen Abläufe koordiniert und manchmal Filmszenen sehr oft wiederholt werden müssen, trainiert Frustrationstoleranz genau wie Sozialkompetenz.
Die Medienworkshops wurden von dem Bündnis um das Jugend- und Medienzentrum bereits in der Vergangenheit angeboten. Ein neues Format ist in der aktuellen Förderphase bereits an den Start gegangen. Hier geht es neben den bereits dargestellten Angeboten zusätzlich um die Möglichkeiten des 3-D-Drucks, der Lasergravur und der Robotik. Der Titel passt zum Gedanken des „Machens“: „Make.Code.Create“.