Musik bändigt am Ende alle
Anfassen und Ausprobieren, Singen und Spielen – das bot die Instrumentenwerkstatt vom Kreischorverband Nordwest-Pfalz. Nach einer Woche gemeinsamen Musizierens wurde aus einem „wilden Haufen“ ein Ensemble, das einen großen Auftritt hinlegte.
Präsenz zeigen. Kultur sichtbar machen, sie verknüpfen mit den Personen, die kulturelle Angebote machen – das sind Angelika Rübel zufolge Erfolgsgaranten dafür, neue Zielgruppen zu erreichen. Wie etwa in den vergangenen Sommerferien beim durch „Kultur macht stark“ geförderten Projekt Instrumentenwerkstatt „Da müsste Musik sein“ in Rheinland-Pfalz. Eingeladen waren 70 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 13 Jahren. Ermöglicht haben das der Kreischorverband Nordwest-Pfalz gemeinsam mit den Partnern Kontaktstelle Holler und Interkulturelles Kompetenzzentrum Rheinland-Pfalz gGmbH sowie der Verbandsgemeinde Oberes Glantal.
Eintauchen in die Welt der Musik
Menschen zum Singen bringen, das ist Angelika Rübels Mission, denn „Singen macht glücklich!“. Die ehemalige stellvertretende Leiterin der Musikschule Kuseler Musikantenland engagiert sich auch im Ruhestand für den Kreischorverband Nordwest-Pfalz. „Das war schon ein wilder Haufen, doch Musik bändigt am Ende alle“, erinnert sie sich. „Die Kinder kamen aus unterschiedlichen Schulen. Manche hatten ein bisschen Erfahrung, andere starteten bei null, hatten Berührungsängste, etwa bei der Geige. Es waren einige Kinder dabei, die noch nicht gut Deutsch sprachen, auch einige Teilnehmende, die Schwierigkeiten hatten, länger bei der Sache zu bleiben. Für alle war die Instrumentenwerkstatt wie ein musikalischer Neuanfang nach einer Durststrecke, denn Corona hatte ja zuvor Treffen unmöglich gemacht. Es war eine Chance, das gemeinsame Musizieren und Singen neu zu entdecken.“
„Alles kann, nichts muss“, so die Devise
Ein Team aus erfahrenen Musikpädagoginnen und Musikpädagogen vermittelte Grundlagen der Rhythmik ebenso wie praktische Kenntnisse über die Instrumente. „Alles kann, nichts muss“ – diese Grundeinstellung prägte das Miteinander. In der Glantalgrundschule wurden jeweils Räume für die verschiedenen Sparten genutzt. Manche Kinder blieben „ihrem“ Instrument die ganze Woche treu, andere wanderten von Raum zu Raum, um möglichst viele Eindrücke zu gewinnen. „Am Ende schafft es die Musik, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzubeziehen. Ob schüchtern oder selbstbewusst, ob erfahren oder unerfahren – alle tragen ihren Teil zum Gelingen bei. So gewinnen sie das gute Gefühl, gemeinsam etwas auf die Beine gestellt zu haben“, so Angelika Rübel.
Aufführung und Videodokumentation
Für Abwechslung gesorgt haben sozialpädagogische Fachkräfte mit Sport und Spiel. Wer sich bei einer Runde Fangen oder Fußball körperlich ausgepowert hatte, kam mit neuem Elan wieder in die Musikräume zurück. Im Laufe der Woche entstand das Arrangement des Mottosongs „Da müsste Musik sein“. Motive aus dem gleichnamigen Popsong von Wincent Weiss sowie aus einem zweiten Popsong von Mark Foster („Chöre“) wurden durch neue Texte ergänzt und am Ende aufgeführt, zudem entstand ein Video. „Mit solchen Projekten hoffen wir, neue Kinder und Jugendliche auch für unsere Chorarbeit zu gewinnen“, sagt Angelika Rübel. „Wenn die Eltern uns im Laufe der Woche unverbindlich beim Bringen und Abholen kennenlernen, trauen sie sich vielleicht eher, jemanden aus dem musikpädagogischen Team anzusprechen. Wir haben also auch Schwellenängste der Eltern abgebaut!“