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Die Welt der Bücher und des Miteinanders

Im Hamburger Bezirk Bergedorf lernen Kinder und Jugendliche nicht nur die Welt der Bücher kennen, sondern erarbeiten gemeinsam auch ein respektvolles Miteinander.

In der Mitte des Bildes liegt ein Kinderbuch über Menschenrechte, darumherum sind Kinderhände unterschiedlicher Hautfarben zu sehen.
© Gesa Körner

„Wir wollen eine Atmosphäre des Vertrauens schaffen“, erklärt Ortrud Schwirz, Geschäftsführerin des Kinderkulturhauses (KIKU) Lohbrügge in Hamburg. Der Leseclub des KIKU eröffnet seit 2014 als einer von rund 400 Leseclubs bundesweit Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Büchern und Medien. „In unserer alten Villa bieten wir ein buntes Kulturprogramm an, so auch den Leseclub in unserer Kinderbibliothek, mit flauschigem Teppich und gemütlichem großem Sofa“, beschreibt Schwirz das Setting. „Dank der Stiftung Lesen haben wir hier eine sehr vielseitige und hochwertige Auswahl an Büchern und Medien.“ Das Nachmittagsprogramm umfasst verschiedene Lesephasen, von Vorlesen, über die Lesebetreuung bis hin zu Spiele- und Bastelangeboten. Für die Pausen steht den Kindern und Jugendlichen außerdem ein Garten zur Verfügung.

Es geht um Respekt und Empowerment

Gesa Körner leitet den Leseclub und begleitet die Kinder, überwiegend im Vorschul- und Grundschulalter. „Der Leseclub ist für viele wie ein zweites Zuhause. Auch nach einem langen Schultag verbringen sie hier gerne ihre Freizeit.“ Für Gesa Körner ist ein respektvoller Umgang miteinander in ihrer Arbeit elementar. „Wir leben eine Kultur der Toleranz, der Vielfalt und des Respekts vor.“ Immer wieder bespricht sie mit den Kindern, die häufig auch physische und verbale Gewalt in ihrem Umfeld schildern, was erlaubt ist und was nicht. Es gibt außerdem ein eigenes Regal mit Büchern rund um die Themen Körper, Aufklärung und Kinderrechte. Ortrud Schwirz ergänzt: „Uns geht es um das Empowerment. Die Kinder und Jugendliche lernen hier: Ich darf anders sein, ich kann Nein sagen, ich kann mir Hilfe holen.“

Im Schutzkonzept schriftlich festgehalten

Um das Wohl der Kinder jederzeit zu gewährleisten, gibt es ein schriftliches Schutzkonzept für grundsätzliche Regelungen. Jede Betreuungsperson, die mit den Kindern und Jugendlichen arbeitet, muss zum Beispiel ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen. „Unser Schutzkonzept beschreibt insbesondere unser Kommunikationsmanagement oder die Schritte, die wir bei Verdachtsmomenten für die Kindswohlgefährdung einleiten würden“, erklärt Ortrud Schwirz vom Kinderkulturhaus. Zudem gebe es Bestimmungen für die Räumlichkeiten, für den Toilettengang, für die Nutzung des Kellers. Sie alle sorgen dafür, dass die Kinder und Jugendlichen sich immer sicher fühlen können.

Teilnehmende sensibilisieren und einbeziehen

Auch die Kinder und Jugendlichen selbst werden in die Regeln für ein sicheres Miteinander einbezogen. Gesa Körner beschreibt: „Jeder Nachmittag beginnt damit, dass ich sie frage, wie es ihnen gerade geht und was sie beschäftigt. Wir besprechen auch gemeinsam, wie wir uns im Haus verhalten, halten dies in positiv formulierten Sätzen fest und unterschreiben alle.“ Nicht nur für die Zeit im Leseclub gilt der Schutz der Kinder und Jugendlichen, auch bei Ausflügen. „Wir tragen alle bunte Leuchtwesten, wenn wir unterwegs sind, ich selbst auch. Außerdem fotografiere ich die tagesaktuelle Kleidung der Kinder und notiere mir alle Telefonnummern der Eltern und ihre Herkunftssprache.“

Die Sprache(n) der anderen

Respekt vor dem Anderssein wird im Leseclub des KIKU auch über die Mehrsprachigkeit gefördert. Für viele ist Deutsch die zweite Sprache neben Arabisch, Ukrainisch, Russisch, Dari und vielen anderen Herkunftssprachen. Gesa Körner hat deshalb eine Fortbildung in „mehrsprachigem Storytelling“ absolviert und in den Leseclub das japanische Erzähltheater Kamishibai eingeführt. Hierbei werden Bildkarten genutzt und die Geschichten in verschiedenen Sprachen vorgelesen oder gemeinsam erzählt. Innovation, die sich auszahlt, so Ortrud Schwirz: „Besonders stolz sind wir, dass wir vor kurzem beim internationalen Wettbewerb ‚Kamilala‘ für Deutschland den Preis in der Kategorie ‚beste Geschichte‘ gewonnen haben“.

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Für den Leseclub in Hamburg Bergedorf engagiert sich neben der Stiftung Lesen, die das Angebot als „Kultur macht stark“-Programmpartner ermöglicht, und dem Kinderkulturhaus Lohbrügge als weiterer Bündnispartner die „Stiftung für Engagement in Bergedorf“. Bei diesem dritten Partner bringen sich viele Seniorinnen und Senioren in ihrer Freizeit ein – so auch im Leseclub.