Von Hip-Hop-Kultur und Lovesongs
In Magdeburg haben sich acht Teenager mit ihrer Lieblingsmusikrichtung, dem Hip-Hop, auseinandergesetzt und dabei selbst einen Song getextet, vertont und das passende Video dazu gedreht.
Was beschäftigt Jungs im Alter von 14 bis 18 Jahren? Mit welchem Thema wollen sie sich in eigenen Texten auseinandersetzen? Um diese Fragen ging es zu Beginn des Band-Rap-Projekt „Redekunst 1a“ in Magdeburg. „Wir haben am Flipchart gesammelt, was die Teilnehmer interessiert. Es wurden ganz unterschiedliche Themen genannt, etwa Leistungsdruck, Geld und die eigene Zukunft“, schildert Alexander Wassilenko, Musik- und Tanzpädagoge in der Kinder- und Jugendeinrichtung Villa Wertvoll und Projektleiter von „Redekunst 1a“. Geld und Zukunft müssen dann doch ein andermal behandelt werden, geeinigt haben sich die Teenager nämlich auf das Thema „Beziehungen mit Mädchen“. Herausgekommen ist ein R ’n’ B-Lovesong, selbst getextet und vertont. Sogar ein Musikvideo haben die acht Teilnehmenden des „Kultur macht stark“-Projekts produziert.
Gespräche statt erhobener Zeigefinger
Alexander Wassilenko erinnert sich begeistert an den Videodreh: „Die Jungs haben richtig gestrahlt, die Freude darüber, selbst etwas auf die Beine gestellt und dabei etwas Gutes hinbekommen zu haben, war riesengroß.“ Von April bis Oktober haben sich die Jugendlichen einmal in der Woche im Musik- und Medienzentrum Gröninger Bad des Aktion Musik e. V. getroffen – und erstmal geredet. Rap und Hip-Hop-Kultur waren die Themen. Denn das Rap-Band-Projekt der drei Bündnispartner Villa Wertvoll, Aktion Musik e. V. und Deutscher Familienverband Sachsen-Anhalt e. V. bestand nicht nur aus einem praktischen, sondern auch aus einem theoretischen Teil. „Wir haben uns in Gesprächen mit verschiedenen Aspekten des Hip-Hop auseinandergesetzt.“ Der Sozialwissenschaftler, der eine ähnliche Biografie hat, wie einige der Teilnehmenden und schon als Jugendlicher rappte und Breakdance machte, konnte sich gut in sie hineinversetzen: „Wir haben uns dann erstmal Musikvideos angeschaut, ich habe gefragt, welche sie mögen und warum.“ Auch kritische Szenen wurden genauer unter die Lupe genommen, etwa wenn in Texten frauenfeindliche oder gewaltverherrlichende Passagen vorkamen. „Mit dem erhobenen Zeigefinger kommt man da nicht weiter, aber ich konnte deutlich machen, warum ich persönlich einige Szenen oder Textpassagen problematisch finde und habe sie nach ihrer Meinung gefragt. Da ist schon eine Reflektion in Gang gekommen.“ Am Ende jeder Workshopstunde gab es noch einen praktischen Teil, ein kurzer Song wurde geschrieben, ein Rhythmus gemeinsam entwickelt.
Raum, um die eigenen Talente zu entfalten
Das Texten hat überhaupt einen großen Raum eingenommen im Magdeburger Workshop. „Es ging ja auch um die Frage: Was kann ich eigentlich sagen, was möchte ich sagen, wer hört sich das an?“ Beim Einüben des Songs unterstützte ein weiterer Rapper, auch um zu zeigen, wie man im künstlerischen Prozess der Entwicklung von Song und Performance zusammenarbeitet. Schließlich wurde der Song in der Villa Wertvoll aufgenommen. Beim Videodreh wirkte ein professioneller Filmer mit.
In dem Projekt konnten die Teilnehmenden ihre Talente entfalten. „Am Workshop haben auch zwei Brüder teilgenommen, die unglaublich gut singen können, aber noch nie die Gelegenheit dazu hatten“, berichtet Alexander Wassilenko. Der Videoclip wurde nach dem Projekt im Netz veröffentlicht. Außerdem organisiert Projektleiter Wassilenko Auftritte, etwa in der Villa Wertvoll und anderen Einrichtungen der Stadt. Einige der Jungen haben im Anschluss des Projekts im Oktober auch an einer Freizeit in den Herbstferien teilgenommen, die Alexander Wassilenko mit dem Jugendwerk der AWO Magdeburg im Bildungshaus am Harz in Alterode organisierte hatte. Das freut den Pädagogen besonders. „Es geht auch um Nachhaltigkeit, darum, dass die Jugendlichen etwas an sich entdeckt haben und dranbleiben, weiter mit ihren Talenten arbeiten und sie erforschen.“