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Von der Alster an den Darß

Zu Naturfilmerinnen und -filmern wurden die Teilnehmenden des Projekts „Entdecke Deine StadtNatur“ in Hamburg. In Wochenend-Workshops haben sie zwei Filme konzipiert und gedreht, die beim „Langen Tag der StadtNatur“ im Sommer gezeigt wurden.

Der Film über die Alster beginnt mit einer Luftaufnahme des Flusses. Es folgt der Blick aufs Ufer und Fatu Oxana rückt ins Bild. Die Nachwuchsreporterin sitzt direkt vor dem Wasser, hinter ihr schwimmen Schwäne auf der Alster: „Schwäne sind DAS Wahrzeichen von Hamburg“, sagt das Mädchen. Sie weiß Erstaunliches über die Wasservögel, zum Beispiel: Seit 1662 ist es verboten, Schwäne zu beleidigen, 120 Schwäne leben an der Alster und sie haben ihren eigenen „Schwanenvater“, ein Amt, das die Stadt 1674 einführte. All diese Informationen haben Fatu Oxana und elf weitere Kinder und Jugendliche zusammengetragen, die am „Kultur macht stark“-Projekt „Entdecke Deine StadtNatur“ teilnehmen. Sie haben recherchiert, Drehbücher geschrieben, gefilmt und geschnitten. Herausgekommen sind zwei bemerkenswerte Filme: einer über die Alster und ihre tierischen Anrainer sowie ein weiterer über bedrohte Tierarten.  

Film mit Natur verknüpfen

„Unser Anliegen ist es, das Thema Natur präsenter zu machen. Da Hamburg Medienstadt ist, lag es für uns nahe, beides, Natur und Medien, zu verknüpfen“, sagt Thomas Mahnke von der Loki Schmidt Stiftung. Die Stiftung zum Schutz gefährdeter Pflanzen ist einer von vier Bündnispartnern: weitere sind das Centrum für Naturkunde (CeNak), das Darßer Naturfilmfestival sowie die Ehlerding Stiftung, die Kinder und Jugendliche durch die Vermittlung von Patenschaften unterstützt. Die technische und medienpädagogische Umsetzung des Projektes erfolgt durch das Filmbüro Mecklenburg-Vorpommern (MV). „Das Medium Film schien uns einfach gut geeignet. Medien spielen heute auch für Kinder eine große Rolle, viele haben ein eigenes Handy, mit dem sie auch Film- und Fotoaufnahmen machen“, so Thomas Mahnke.

Zwei Kinder bearbeiten Filmaufnahmen am Laptop
© Andros Schakau

Los ging es im Frühjahr 2019. Die Bündnispartner haben gezielt Familien angesprochen, zu denen sie bereits Kontakt haben und für das Projekt geworben. Wichtig war den Akteuren dabei, Kinder und Jugendliche zu erreichen, die bisher keinen Zugang zu derartigen Projekten haben, das gelang insbesondere über die Ehlerding Stiftung. Teilnehmen konnten Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 14 Jahren. Das Interesse war groß, die zwölf Plätze schnell gefüllt. Ein wichtiger Punkt war die frühe Einbindung der Eltern: „Wir haben das Projekt bei einem Elternabend vorgestellt. Das kam gut an“, so Andros Schakau vom Filmbüro MV.   

Die Stadt spielt auch mit

Gearbeitet wurde dann an zwei Wochenenden im Mai, in den Räumen der Loki Schmidt Stiftung ebenso wie im Zoologischen Museum des CeNak. „Wir haben erstmal gefragt: Was für einen Film wollt ihr drehen? Uns ging es darum, nicht einfach loszulegen, sondern den Ideen und Wünsche der Teilnehmenden Raum zu geben“, berichtet Andros Schakau. Thomas Mahnke war beeindruckt von der Bandbreite der Vorschläge: „Bienen und Schmetterlinge wurden genannt, aber auch komplexe Themen rund um Naturschutz wie Abfallvermeidung. Wir haben demokratisch entschieden, welche der genannten Themen im Film untergebracht werden sollen. So stand ziemlich schnell fest, dass wir uns für einen Film an den Tieren orientieren wollen, die wir im Zoologischen Museum vorfinden.“ Aus den zwölf Teilnehmenden wurden zwei Gruppen, in einer fanden sich die Jüngeren zusammen, die dann im Museum drehten und die etwas Älteren wählten die Alster als Thema. „Uns war wichtig, dass die Stadt Hamburg selbst eine Rolle spielt, denn es geht auch darum, den Jungen und Mädchen die Natur in ihrer eigenen Umgebung und ihrem Alltag näher zu bringen“, sagt Thomas Mahnke. 

Teambildung durch gemeinsame Wochenenden

Die Gruppe hatte ein ordentliches Pensum zu absolvieren. Themen finden, Drehbücher entwickeln, mit der Technik klarkommen und gleich drehen, danach das Material sortieren und schneiden, alles an zwei Wochenenden. „Das hat erstaunlich gut geklappt“, berichtet Andros Schakau. Förderlich für die Teambildung sei gewesen, dass die Kinder gemeinsam in einem Hostel in Hamburg übernachtet haben. Zudem war den Betreuern wichtig, dass alle Kinder und Jugendlichen alle Fertigkeiten ausprobieren konnten, die im Film gebraucht wurden. Jeder durfte mal in die Kamera sprechen, mal dahinter stehen und auch die verschiedenen technischen Schritte der filmischen Nachbearbeitung kennenlernen.

Präsentiert wurden die Filme vor großem Publikum am Langen Tag der StadtNatur Hamburg im Juni.  „Das war ein besonderer Abend für uns alle. Die Filme wurden in einem großen Kino gezeigt. Im Publikum saßen natürlich Eltern und Freunde der Teilnehmenden, aber auch andere Kinogäste“, berichtet Thomas Mahnke. Andros Schakau ergänzt: „Unsere Filme liefen vor einer Doku über Biber, die Holger Vogt, ein bekannter Naturfilmer, gedreht hat. Das größte Kompliment für die Kinder und Jugendlichen kam von Holger Vogt, der auf offener Bühne erklärte, wie begeistert er von ihren Filmen sei“, erzählt Andros Schakau. Im Anschluss durfte das Publikum Fragen stellen und die Nachwuchsfilmer lernten schon wieder etwas Neues: auf der Bühne im Rampenlicht zu stehen.

Abschluss am Meer

Bevor das Projekt im Herbst endet, erwartet die Teilnehmenden ein weiteres Highlight: Sie fahren im Oktober an die Ostsee und nehmen am Darßer Naturfilmfestival teil. Das bedeutet Austausch mit anderen Jugendlichen, die Naturfilme gedreht haben. „Vielleicht drehen wir auch eine kleine Reportage über das Festival oder in der Natur“, stellt Andros Schakau in Aussicht.

Für Thomas Mahnke ist „Entdecke Deine StadtNatur“ auf jeden Fall ein Erfolg: „Wir arbeiten daran, mit diesen Bündnispartnern im nächsten Jahr wieder so ein Projekt auf die Beine zu stellen.“ Auch die positiven Rückmeldungen aus den Familien haben ihn überzeugt: „Viele Eltern waren erstaunt und sehr froh darüber, wie selbstbewusst sich ihre Kinder vor die Kamera gestellt und auf der Bühne präsentiert haben.“

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„Entdecke Deine StadtNatur“ wird im Rahmen von „Movies in Motion“ des Bundesverbandes Jugend und Film e. V. angeboten. „Movies in Motion“-Projekte bieten Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten zur Teilhabe und motivieren, die eigene Kreativität zu entwickeln.

Nähere Informationen gibt es auf der Website von „Movies in Motion“.