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Vom Wald in die Werkstatt

Im Projekt „Unser Stadtwald – die Flora und Fauna“ in Werl haben Kinder und Jugendliche die Tier- und Pflanzenwelt ihrer neuen Heimat kennengelernt und ihre Eindrücke in Kunstwerken verarbeitet. Künstlerin Petra Kook hat sie dabei begleitet.

Frau Kook, Sie haben als künstlerische Leiterin der Kunstwerkstatt Werl das Projekt „Unser Stadtwald – die Flora und Fauna“ mitinitiiert und geleitet. Wen wollten Sie mit dem Angebot insbesondere erreichen?

Das Projekt richtete sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die erst seit Kurzem in Deutschland leben oder deren Eltern aus anderen Ländern kommen. Unser primäres Ziel war, dass vor allem die jungen Geflüchteten ihre neue Heimat und Umgebung besser kennenlernen, dazu gehört auch die Tier- und Pflanzenwelt. Gleichzeitig wollten wir den Teilnehmenden die Möglichkeit geben, selbst von der Flora und Fauna ihrer bisherigen Heimat, oder auch der Heimatländer ihrer Eltern, zu berichten. Mit Worten, soweit die Deutschkenntnisse es erlaubten, aber auch über das Zeichnen oder Modellieren von Pflanzen und Tieren.

Wie wurde das von den Kindern und Jugendlichen angenommen?

Wir sind gleich beim ersten Treffen im Herbst mit einer Diskussionsrunde über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Flora und Fauna ins Projekt gestartet. Wir haben gefragt, an welche Pflanzen oder Tiere in ihren Heimatländern sich die Kinder und Jugendlichen erinnern. Dabei kamen ganz verschiedene Geschichten zutage, wie etwa, dass ein Fuchs auf dem Hof der Großmutter Hühner klaute. Die Kinder haben auch ihre Eltern nach Erinnerungen befragt und dann das Erzählte gezeichnet. Zum Beispiel malte ein Mädchen aus Kasachstan ein Zelt, ein anderes aus Afghanistan eine Höhle. Den Dialog haben die Teilnehmenden während des gemeinsamen künstlerischen Arbeitens fortgeführt. Dabei haben alle viel voneinander erfahren, auch über die verschiedenen Kulturen und Traditionen, zum Beispiel, als einige Teilnehmende ihre traditionellen Tänze gezeigt haben.  

Kreative Tanzpause
Kreative Tanzpause © Kunstwerkstatt Werl e. V.

Wie sind die Kinder und Jugendlichen zum Projekt gekommen?

Bei der Suche nach Teilnehmenden haben uns vor allem die Ursulinenschule Werl und der Caritasverband für den Kreis Soest, die beide Bündnispartner im Projekt waren, unterstützt. Außerdem sind viele Kinder über den „Garten der Kulturen“ zum Projekt gekommen. Das ist ein von Ehrenamtlichen geführter Gemeinschaftsgarten mit Geflüchteten in Werl. Generell haben sich die Eltern sehr dafür engagiert, dass ihre Kinder Angebote wie dieses Projekt wahrnehmen. Am Ende hatten wir rund 13 Teilnehmende im Alter von acht bis 17 Jahren.

Sie waren auch in der Natur unterwegs. Wie haben die Teilnehmenden das erlebt?

Wir waren zwei Mal im Waldlabor zu Gast, das im Werler Stadtwald zu finden ist und uns als weiterer Bündnispartner seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Dort gibt es viele Schaukästen und Präparate heimischer Tierarten zu erkunden. Im Februar und im Mai, also zu zwei unterschiedlichen Jahreszeiten, ging es auf Exkursion in den Stadtwald. Auch dort gibt es viele anschauliche Tafeln mit Wissenswertem rund um die Ressource Wald. Die Kinder und Jugendlichen waren sehr eifrig dabei und haben viele Fragen gestellt. Wir haben Bäume umarmt, den Geräuschen gelauscht – der Wald hat ihnen gutgetan. Die Ausflüge dienten außerdem dazu, Inspirationen und Material wie Blätter und Rinden zu sammeln. Damit haben wir dann in der Werkstatt weitergearbeitet.

Was ist dabei entstanden?

Beim Waldausflug im Februar haben wir zum Beispiel mit Ton Negativabdrücke von Rinden genommen und diese in der Werkstatt mithilfe von Acrylfarbe auf Platten gedruckt. Besonders gern haben die Teilnehmenden mit Ton gearbeitet. Sie haben Blätter geformt und kleine Baummenschen modelliert. Mit Aquarell haben sie Pflanzen wie Waldmeister oder Klee und mit Acryl Tiere auf Leinwand gemalt. Wir haben sehr vielfältig gearbeitet und so sind unglaublich viele verschiedene Kunstwerke entstanden.

Und die durften die Teilnehmenden dann mit nach Hause nehmen?  

Ja, klar. Allerdings erst nach der Präsentation der Werke im Rathaus vor den Sommerferien. Die Ausstellung haben wir gemeinsam vorbereitet. Der Bürgermeister war vor Ort und viele Eltern und Verwandte. Die Kinder und Jugendlichen waren sehr stolz auf ihre Ergebnisse. Neben ihren Kunstwerken haben sie auch eine Dokumentation mit nach Hause genommen, in der ihre Skizzen und Gemälde ebenso wie Fotos von den einzelnen Stationen enthalten sind – auch das war für die Kinder und Jugendlichen eine besondere Wertschätzung.

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Als Programmpartner von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ fördert der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Projekte für Drei- bis 18-Jährige mit erschwertem Zugang zu Bildung. Die Projekte von „Wir können Kunst“ ermöglichen den Kindern und Jugendlichen, verschiedene künstlerische Techniken und kreative Ausdrucksformen auszuprobieren. Dabei werden sie von professionellen bildenden Künstlerinnen und Künstlern unterstützt.

Interessierte können sich auf der Website des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V. über „Wir können Kunst“ informieren.