Theater macht auch die Kleinsten groß
Sie werden Schritt für Schritt selbstbewusster: Kita-Kinder, die spielerisch die Welt des Theaters entdecken. Möglich macht das zum Beispiel die Workshop-Reihe „TheaKita“, die in Frankfurt, Offenbach und Bad Vilbel stattfindet.
Schon zwischen 2015 und 2017 führten die Burgfestspiele Bad Vilbel bei Frankfurt im Bündnis mit Frankfurter Kitas die Workshop-Reihe „TheaKita“ erfolgreich durch. Seit 2018 sind Kindertageseinrichtungen aus Offenbach neu dabei. In den Workshops werden aus den aktuellen Inszenierungen der Burgfestspiele Aspekte aufgegriffen und altersgemäß aufbereitet. Unter anderem wird in diesem Jahr Pippi Langstrumpf gespielt: Themen im Theaterprojekt für die Kleinsten sind darum „Anderssein“, „Freundschaft“ oder auch „Verlassensein“.
Erste Berührung mit der Welt des Theaters
Dramaturgin und Theaterpädagogin Ruth Schröfel hat viel Erfahrung darin, schon Kita-Kinder mit dem Theater vertraut zu machen. Es geht eigentlich immer bei null los. „Wir müssen leider beobachten, dass in unfassbar wenigen Familien vorgelesen wird“, erzählt sie. Auch spielerische Abzählreime, die früher von Generation zu Generation weitergegeben wurden, seien weitgehend neu für viele Kinder. „Das heißt, wir beginnen in den Projekten mit winzigen Schritten. Anfangs können manche Kinder kaum in einer Reihe stehen oder die Füße rhythmisch bewegen.“
Es geht also in der Workshop-Reihe weniger darum, mit den Vier- bis Sechsjährigen eine Performance einzuüben, als vielmehr die Kinder an die Welt des Theaters heranzuführen. „Wesentliche Grundkenntnisse wie Sprache und Körperbewusstsein werden über einen künstlerischen Weg vermittelt“, beschreibt Ruth Schröfel. „Insbesondere Kinder, die sonst weniger Zugang zu kulturellen Angeboten haben, können auf diesem Wege erreicht werden.“
Kinder machen große Entwicklungsfortschritte
Das gelingt in vielerlei Hinsicht: Die Mädchen und Jungen profitieren von den Kontakten mit Personen außerhalb des Kita-Alltags. Erzieherinnen berichten, dass sie einige ihrer Schützlinge in ihrem Verhalten innerhalb der Gruppe und im Spiel auf andere Weise wahrgenommen haben. „Sie konnten andere Seiten und Potenziale an ihnen erkennen“, schildert die Theaterpädagogin. „Es ist von jeder Workshop-Einheit zur nächsten bemerkbar, dass die Kinder große Schritte darin machen, den anderen zuzuhören, Ideen anzunehmen und selbst Ideen einzubringen.“
Auch teilweise vorhandene Sprachdefizite wurden über die Wochen immer geringer. Ein Junge, berichtet Ruth Schröfel, war zum Beispiel erst seit Kurzem in Deutschland und hatte entsprechende Schwierigkeiten mit der Sprache. Zum Schluss der Workshop-Reihe übernahm er zwei Rollen im gemeinsamen Spiel, darunter eine mit Dialoganteil. Ein weiteres Kind sprach vor der Teilnahme an der Theatergruppe nur mit einer Erzieherin. Mit der Zeit begann es mit den anderen Teilnehmenden zu sprechen – zunächst in der Rolle und schließlich auch im Kita-Alltag.