Reclam trifft Instagram
„Total Digital!“ geht es in den Projekten zu, die der Deutsche Bibliotheksverband e. V. als Programmpartner von „Kultur macht stark“ fördert. Die Angebote eröffnen Kindern und Jugendlichen vielfältige Zugänge zum Lesen, Erzählen und Darstellen.
Smartphones und soziale Netzwerke, Apps und Computerspiele: Kinder und Jugendliche sind täglich in digitalen Welten unterwegs. Ein guter Ort also, um junge Menschen abzuholen und sie für Kultur und kreatives Arbeiten zu begeistern. Die Projekte, die der Deutsche Bibliotheksverband e. V. (dbv) als Programmpartner von „Kultur macht stark“ fördert, verfolgen genau diesen Ansatz. Unter dem Titel „Total Digital! – Lesen und erzählen mit digitalen Medien“ können 3- bis 18-Jährige in Schnupperangeboten, Ferienwochen oder mehrmonatigen Kursen Geschichten mit digitalen Medien gestalten. Die Angebote richten sich vor allem an junge Menschen, die von Haus aus wenig Zugang zu Bildung und Lesen haben. „Aktuell sind mehr als 100 Bündnisse bei ‚Total digital!‘ aktiv“, berichtet Brigitta Wühr, die das Projektbüro seit 2013 leitet und begeistert ist, „mit wie viel Herzblut die Bündnisse vor Ort arbeiten“.
Zwischen 2013 und 2017 konnte der dbv im Vorgängerprojekt „Lesen macht stark: Lesen und digitale Medien“ bundesweit 350 lokale Bündnisse initiieren, die mit insgesamt 1.100 Aktionen mehr als 11.000 Kinder und Jugendliche erreichten. „Lesen macht stark“ wurde vom dbv gemeinsam mit der Stiftung Digitale Chancen – heute eigenständiger Programmpartner von „Kultur macht stark“ – umgesetzt.
Bibliotheken (neu) entdecken
Die Bündnisse ermöglichen mit ihren Aktionen sehr vielfältige Zugänge zum Lesen: Die Kleinsten kommen mit Bilderbuchkino und elektronischen Lesestifte mit Geschichten und Sachwissen in Kontakt. Ältere Teilnehmende inszenieren zum Beispiel klassische Schullektüre als Instagram-Story neu oder produzieren Hörspiele und Filmtrailer. Auch kommen immer wieder innovative Ansätze hinzu: In den Sommerferien wird in einem Projekt zum Beispiel eine Wetterstation gebaut und programmiert. In einem anderen Angebot entwickeln die Teilnehmenden einen Escape Room, also einen Raum, aus dem man sich durch das Lösen von Rätseln befreien muss. „Die große Themenvielfalt der Projekte spiegelt auch die Vielfalt der Medien – vom Roman bis zum Ratgeber – wider, die in einer Bibliothek zu finden sind“, so Brigitta Wühr. Über die Projekte entdecken Kinder und Jugendliche diese Institution als Ort mit verschiedensten Bildungs- und Freizeitangeboten. Lokale Einrichtungen, die sich im Bündnis um eine Förderung bei „Total Digital!“ bewerben, müssen daher auch Bibliotheken in ihr Konzept einbinden – zum Beispiel als Partner oder auch im Rahmen einer Exkursion. „Oft erfahren Kinder und Jugendliche erst durch unsere Aktionen, was Bibliotheken ihnen alles bieten, und viele nutzen dieses Angebot dann über das Projekt hinaus“, berichtet Brigitta Wühr.
Wichtig ist dem Programmpartner zudem, dass die Teilnehmenden in den Projekten viel Spielraum erhalten, um aktiv zu werden und mitzubestimmen, Dadurch stoßen sie häufig ganz von selbst auf Themen wie Cybermobbing und Fake News, Datenschutz oder Urheberrecht, die sie dann mit den begleitenden Medienfachkräften diskutieren. Auch die Eltern werden in den Projekten gezielt mit ins Boot geholt: Sie helfen zum Beispiel beim Übersetzen, bauen die Technik auf oder begleiten Exkursionen.
Rundumberatung für Bündnisse
Brigitta Wühr und ihre Kollegin Juliane Brandt im Berliner Projektbüro unterstützen interessierte Einrichtungen dabei, ein gutes Konzept zu entwickeln, das die verschiedenen Aspekte vereint. Sie beraten per Mail oder telefonisch, helfen bei der Suche nach passenden Bündnispartnern und vermitteln auch den Kontakt zu Ansprechpartnern gelungener Projekte. Darüber hinaus ist das „Total Digital!“-Team viel im Bundesgebiet unterwegs, um für das Förderangebot zu werben und lokale Akteure zu ermutigen, sich für die finanzielle Unterstützung zu bewerben. Das Projektbüro sieht sich dabei als „Ermöglicher“, wie Brigitta Wühr es formuliert: „Wenn wir Anträge früh genug erhalten, können wir noch Tipps zur Optimierung eines Konzepts geben, bevor es unserer Experten-Jury vorgelegt wird.“ In diesem Jahr können noch bis zum 31. Oktober neue Anträge eingereicht werden. Wer nach Inspirationen für Ansätze und mögliche Bündniskonstellationen sucht, kann sich auf der Website von „Total Digital!“ umschauen – oder sich an das Projektbüro wenden.