Pop aus Pasewalk
Engagierte Bündnispartner, ein starkes Dozententeam und jede Menge Kinder und Jugendliche, die Lust auf mehr Kultur haben. Im „POP TO GO“-Bündnis im südlichen Vorpommern kommt das alles zusammen. Das Ergebnis kann sich hören lassen.
„Der Auftritt war hammergeil. Einfach spitze, was am Ende aus der Nummer geworden ist!“, freut sich einer der jungen Darstellenden nach der gelungenen Premiere des Musicals „Stadtaffen“ Anfang Februar 2019 in Rostock. Das turbulente Bühnenstück haben Kinder und Jugendliche mit Unterstützung durch ein professionelles Dozententeam in drei „POP TO GO“-Feriencamps erarbeitet. Tanzend, singend, trommelnd und rockend sind sie dabei zu einem Team zusammengewachsen. „Es hat sehr viel Spaß gemacht, mit den ganzen Menschen, die hier stehen, zu proben. Ich liebe alle!“, schwärmt ein Mädchen im Film zum „Stadtaffen“-Projekt, der in den Medienworkshops der Camps entstanden ist. Darin haben Teilnehmende die Arbeit der weiteren Workshops dokumentiert, in denen Tanzchoreografien einstudiert, Szenen entwickelt sowie Bandspiel und Gesang geprobt wurden.
Eigene Band entstanden
Beim Musical-Projekt waren neben Jungen und Mädchen aus Rostock auch Jugendliche aus Pasewalk im südlichen Vorpommern am Start. Dort bietet der PopKW – Landesverband für Populäre Musik und Kreativwirtschaft M-V e. V. im Bündnis mit weiteren Partnern mehrere Camps im Jahr sowie ganzjährig einen wöchentlichen Kurs für Kinder und Jugendliche an, die sonst kaum Zugang zu kulturellen Freizeitangeboten haben. „In den ländlichen Gegenden Mecklenburg-Vorpommerns ist der Mangel an Kulturangeboten groß. Auch die Arbeitslosigkeit ist hoch und viele Familien können sich Kultur einfach nicht leisten“, sagt Ulrike Kretschmer von PopKW, die selbst als Dozentin bei Camps auf Usedom mitarbeitet. Bei den Angeboten, die vom Bundesverband Popularmusik als Programmpartner von „Kultur macht stark“ gefördert werden, können Kinder und Jugendliche kostenlos den Umgang mit einem Instrument oder der eigenen Stimme erlernen. Und das Resultat kann sich hören lassen – ob jüngst bei der Musical-Aufführung oder bei den Auftritten der Band EastSideMusic, die aus dem wöchentlichen Angebot entstanden ist und mit ihren Kompositionen über Pasewalk hinaus von sich reden macht. Rund zehn Mädchen und Jungen gehören mittlerweile zum Kern der Band, über die „POP TO GO“-Camps kommen auch immer wieder neue Mitglieder hinzu.
Lust auf Kultur
„Wir haben vor Ort eine Menge erreicht“, freut sich Ulrike Kretschmer. „Sowohl musikalisch, als auch im Umgang miteinander und was das Selbstbewusstsein der Kids betrifft.“ Das bestätigt auch Delisha Garmon, die als Dozentin für Film und Medien bei den Camps und dem wöchentlichen Kurs mit den Teilnehmenden arbeitet: „Anfangs mussten wir erst einmal die Lust in ihnen wecken, überhaupt irgendetwas nach der Schule zu machen“, erzählt sie. „Es ist toll, diese Entwicklung zu sehen, von der anfänglichen Unsicherheit – ist das überhaupt etwas für mich? – bis zu der hohen Qualität, die am Ende herauskommt.“ Die Dozentinnen und Dozenten unterstützen die jungen Menschen nicht nur fachlich, sie sind auch ein Stück weit „Lebenscoachs“, wie Garmon es formuliert.
Gemeinsam mehr bewirken
Dass die Arbeit im südlichen Vorpommern viel bewirkt, liegt auch an den engagierten Bündnispartnern. „Wir haben hier eine ganz tolle Zusammenarbeit, es haben sich richtige Synergien gebildet“, betont Ulrike Kretschmer. Im Kulturzentrum des Vereins schloss bröllin e. V. finden viele der Camps statt: So auch das Ende Juli anstehende „POP TO GO“-Sommercamp. Der Gutshof nahe Pasewalk ist für die Teilnehmenden gut zu erreichen. Müssen einmal größere Entfernungen überwunden werden – wie bei der Fahrt nach Rostock im Februar – springt die Volkssolidarität Uecker-Randow ein. Sie stellt außerdem Räume und technisches Equipment für die wöchentlichen Kurstermine zur Verfügung und engagiert sich auch über das Projekt hinaus, etwa bei Auftritten der Band EastSideMusic.
Der Zusammenhalt ist wichtig, nicht zuletzt um dem rechtspopulistischen Denken im Umfeld vieler Teilnehmenden entgegenzuwirken. „Ich und ein weiterer Dozent sind farbig“, sagt Delisha Garmon. „Da gibt es schon Vorurteile, die wir aber in den Projekten abbauen können. Wir erleben, wie sich die Jugendlichen öffnen.“ Denn, ergänzt Ulrike Kretschmer, „Musik ist ein gutes Transportmittel in ganz viele Richtungen, um Positives zu bewirken und den Horizont zu erweitern.“