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Nachhaltige Netzwerkarbeit im Praxistest

Im Modellprojekt „K² − Kulturnetzwerke in Kommunen und Regionen“ der Bundesakademie Wolfenbüttel erproben sechs ausgewählte Kommunen und Regionen, wie tragende Netzwerke der kulturellen Bildung entwickelt und langfristig etabliert werden können.

Ohne sie wäre „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ nicht möglich: Ob Kultureinrichtung, Verein oder Jugendtreff, gemeinsam entwickeln und verwirklichen lokale Akteure in Städten und Gemeinden kulturelle Angebote, die Kindern und Jugendlichen neue Bildungschancen eröffnen. Ein Anliegen des Förderprogramms ist, diese Zusammenarbeit auch über die Projekte hinaus zu verstetigen. Doch welche Unterstützung benötigen Städte, Gemeinden und Regionen für eine nachhaltige Vernetzung? In dem 2018 gestarteten Modellprojekt „K² − Kulturnetzwerke in Kommunen und Regionen“ geht die Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel dieser Frage nach – im direkten Austausch mit den Akteuren selbst. In einem bundesweiten Bewerbungsverfahren wurden interdisziplinäre Teams aus sechs Kommunen und Regionen für den zweijährigen Analyse- und Beratungsprozess ausgewählt.

„Wir bieten den Teams die Möglichkeit, die eigenen Kooperationsstrukturen und kulturellen Bildungskonzepte unter fachlicher Begleitung zu analysieren und weiterzuentwickeln“, erklärt Franziska Schönfeld von der Bundesakademie Wolfenbüttel, die das Projekt „K²“ leitet. „Ziel ist es, durch eine bessere und langfristige Vernetzung vor Ort Schritt für Schritt mehr Teilhabegerechtigkeit für Kinder und Jugendliche zu erreichen.“

Eine gemeinsame Vision für die Kulturarbeit

Bei „K²“ steht daher der ressortübergreifende Austausch zwischen Kultur und Bildung, Jugend und Sozialem im Mittelpunkt. In einem ersten Schritt wurden dazu seit Herbst 2018 je zwei Praxisworkshops in den Kommunen und Regionen durchgeführt. „In den Workshops haben die Teilnehmenden ein besseres Verständnis für die gegenseitigen Strukturen und Bedürfnisse im Team entwickelt und eine gemeinsame Vision erarbeitet, für die sich alle mit ihren jeweiligen Ressourcen einsetzen wollen“, berichtet Projektreferentin Franziska Schönfeld.

In Erfurt, einer der teilnehmenden Kommunen, trafen dabei zum Beispiel unter anderem der Stadtjugendring, das Schulamt, ein Kinder- und Jugendtheater, ein Folkloreensemble und ein Radiosender aufeinander. „Es gibt in der Stadt schon länger Bestrebungen, die kulturelle Bildung zu stärken. Auch haben wir viele engagierte Akteure der kulturellen Bildung, aber sie wissen oft nichts voneinander, von ihren Projekten und ähnlichen Herausforderungen“, sagt Marlies Imhof, amtliche Kulturdirektorin und Ansprechpartnerin für „K²“ in Erfurt. „Eine Schulung, wie sie ‚K²‘ anbietet, ist eine gute Möglichkeit, die dringend notwendige Vernetzung voranzutreiben.“ Auch Agnes Trenka vom Kulturbüro der Stadt Neumünster, die ebenfalls für das Modellprojekt ausgewählt wurde, freut sich über diese Chance: „Neumünster setzt sich seit vielen Jahren für mehr kulturelle Teilhabe für Kinder und Jugendliche ein. Bisher war die Netzwerkarbeit aber meist beschränkt auf Kulturanbieter, Kitas und Schulen. Andere Ressorts wie die offene Kinder- und Jugendarbeit wurden wenig einbezogen. Die Workshops sind eine optimale Hilfestellung, die Vernetzung auszubauen. Auch Teammitglieder, deren Arbeitsschwerpunkt nicht die kulturelle Bildung ist, haben erkennen können, welche wichtige Rolle sie für die Kulturarbeit spielen.“

Zwei Plakate mit Ideen für die Kulturarbeit aus einem Praxisworkshop in Erfurt
Praxisworkshops bieten Raum für kreatives Arbeiten © Bundesakademie Wolfenbüttel

Synergieeffekte durch Workshops

Im Nachgang der Praxisworkshops sind sowohl in Erfurt als auch in Neumünster bereits erste Projekte und neue Synergien entstanden. Eine Arbeitsgruppe innerhalb des Teams beschäftigt sich verstärkt mit kultureller Bildung im Vorschulalter, eine andere mit den Bedürfnissen Jugendlicher. Durch „K²“ wurde bewirkt, dass der Erfurter Stadtrat für 2020 erstmals eine Förderung zur kulturellen Bildung aufgesetzt hat. Die Mitglieder im „K²“-Team waren an der Ausschreibung, der Bestimmung der Bedingungen und bei der Auswahl der Förderprojekte beteiligt. „Unser Ziel ist es, eine dauerhafte Förderung für Projekte der kulturellen Bildung zu erreichen“, sagt Marlies Imhof. In Planung ist zudem eine zentrale Online-Plattform, die kulturelle Bildungsprojekte der Stadt bündelt. In Neumünster wurden mehrere Einzelprojekte angestoßen, die durch das „K²“-Team begleitet werden. Darunter war auch ein über „Kultur macht stark“ gefördertes Projekt. Im vergangenen Oktober wurde zudem eine große Vernetzungsveranstaltung mit Akteuren aus der Stadt und der Umgebung initiiert. Für den kommenden Herbst ist ein schulübergreifendes Workshop-Projekt geplant. Ebenfalls in Arbeit ist eine Datenbank für Austausch und Vernetzung von Kooperationspartnern.

Netzwerkarbeit braucht Ressourcen

Im Projekt „K²“ sind bis Ende 2020 jeweils noch ein Praxisworkshop in den Kommunen und Regionen sowie ein abschließendes Netzwerktreffen aller Teams in der Bundesakademie Wolfenbüttel vorgesehen. In Neumünster gibt es dafür schon klare Zielstellungen: „In dem Workshop möchten wir Vereinbarungen für die weitere Zusammenarbeit treffen, neue Veranstaltungsformate für Vernetzungsangebote entwickeln und weitere potenzielle Teammitglieder benennen, etwa Jugendliche als Sprachrohr der Zielgruppe“, berichtet Agnes Trenka.

Die Erfurter Kulturdirektorin Marlies Imhof hat aus dem bisherigen Prozess bereits eine zentrale Erkenntnis gewonnen: „Wichtig ist, dass eine Teamleitung das Ganze kontinuierlich begleitet. Sonst verlieren die Mitglieder aufgrund ihrer Alltagsaufgaben das gemeinsame Ziel aus den Augen.“ Das bestätigt auch Projektreferentin Franziska Schönfeld: „Netzwerke entstehen nicht einfach so, sie müssen in einem langfristigen Identitätsprozess von den einzelnen Akteuren aktiv gestaltet werden – und das braucht Zeit“. Die externe fachliche Begleitung im Rahmen von „K²“ schaffe den dafür nötigen Raum. Für eine nachhaltige Wirkung der angestoßenen Prozesse gebe es darüber hinaus weitere Gelingensbedingungen. „Entscheidend sind neben politischer Unterstützung vor Ort sowie personellen und finanziellen Ressourcen, gegenseitiges Vertrauen, klar definierte Rollen und gemeinsame Ziele“, so Franziska Schönfeld. „In der alltäglichen Zusammenarbeit wird gerade die Bedeutung von Rollen und Zielen meist unterschätzt. Im Rahmen von ‚K²‘ können wir hierfür die Grundlagen legen und so eine strukturelle Verankerung der Netzwerkarbeit in den Kommunen und Regionen anstoßen.“

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Das Projekt „K² − Kulturnetzwerke in Kommunen und Regionen“ ist Teil des begleitenden Forums Vernetzung, Qualität, Forschung von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Für die Teilnahme am Projekt wurden neben Erfurt und Neumünster die Kommunen Bad Königshofen und Kaiserslautern sowie die Landkreise Lüchow-Dannenberg und Vorpommern-Greifswald ausgewählt.

Das Modellprojekt wird von der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel umgesetzt. Die Freie Universität Berlin begleitet den Prozess wissenschaftlich durch empirische Analysen. Die so gewonnenen Ergebnisse sollen Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Entwicklung und Verstetigung von Angebotsstrukturen identifizieren.

Weitere Informationen bietet die Projektwebsite der Bundesakademie Wolfenbüttel.