Leselust statt Lesefrust
Lesen ist eine Schlüsselqualifikation. Mit bundesweiten Angeboten setzt sich die Stiftung Lesen daher als Initiative bei „Kultur macht stark“ dafür ein, dass noch mehr Kinder und Jugendliche die Freude am Lesen entdecken.
12,1 Prozent der Deutsch sprechenden Erwachsenen lesen und schreiben auf einem niedrigen Kompetenzniveau, das entspricht rund 6,2 Millionen Menschen. Zu diesem Ergebnis kam die 2018 von der Universität Hamburg im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung veröffentlichte LEO-Studie auf der Basis einer repräsentativen Umfrage. Sie offenbart ein Problem, das schon weit vor dem Erwachsenalter entsteht. Umso wichtiger ist es daher, mit der Leseförderung möglichst in einem frühen Alter anzusetzen. Dafür engagiert sich die Stiftung Lesen, die bereits seit 2013 Programmpartner bei „Kultur macht stark“ ist. In Form von Leseclubs initiiert die Stiftung bundesweit betreute Angebote zur Leseförderung von Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren. Gemeinsam mit den Bündnispartnern vor Ort – zum Beispiel Bibliotheken oder Kinder- und Jugendeinrichtungen – wurden bis heute an 300 Standorten Leseclubs ins Leben gerufen. Etwa 1.000 Ehrenamtliche betreuen die rund 10.000 Kinder, die diese Angebote regelmäßig besuchen.
Vom Sitzsack bis zur Lese-App
Die Stiftung Lesen unterstützt die Arbeit der Bündnisse, zum einen durch die Ausstattung mit ausgewählten Büchern, Zeitschriften und Apps, aber auch mit Bücherregalen, Sitzsäcken oder Tablets. Hinzu kommen circa 50 Weiterbildungen in ganz Deutschland, in denen die ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer aus den Bündnissen neue Inspiration für die Arbeit mit den Kindern erhalten und sich untereinander austauschen können. Konzipiert und organisiert werden diese Angebote vom Team des Projektbüros in Mainz. Projektleiter Wolf Borchers und seine beiden Kolleginnen Melanie Dreher und Milena Röthig stehen auch für die persönliche Beratung zur Verfügung. „Die kontinuierliche, nachhaltige Betreuung der Bündnisse liegt uns sehr am Herzen“, beschreibt Wolf Borchers die Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort. „Wir schaffen einen inhaltlichen Rahmen, der dann individuell ausgestaltet werden kann. Wir erstellen Infomaterial mit Aktionsideen und veranstalten zusätzlich zu den Weiterbildungen regelmäßig Online-Seminare, bei denen man sich im Chat mit uns austauschen kann.“
Vielfältige Ansätze für die Leseförderung
Bestärkt von den Erfolgen der Leseclubs hat die Stiftung Lesen ihr Engagement bei „Kultur macht stark“ im vergangenen Jahr ausgebaut: Mit dem neuen Format der media.labs erhalten Jugendliche von zwölf bis 18 Jahren die Möglichkeit, sich in einer attraktiven Lernumgebung intensiv mit verschiedenen Medien zu beschäftigen. Bei den Angeboten der Initiative steht die Lesemotivation an erster Stelle. Die Medienpakete für die Leseclubs enthalten viele niedrigschwellige Angebote wie Comics oder Titel mit Inhalten, die die Kinder aus dem Fernsehen oder Computerspielen kennen. Und: In den Leseclubs wird nicht nur gelesen, sondern auch gebastelt, geschrieben, erzählt oder eine Stadtteil-Rallye mit einer App durchgeführt. „Lesen wird von vielen Kindern als Pflicht, die sie allein und still in einer Ecke ausüben, empfunden. In unseren Angeboten erfahren sie, dass Lesen vielfältig und aktiv sein kann. Und in den vergangenen Jahren ist es auch multimedialer, digitaler geworden“, erklärt Wolf Borchers. Dass die Angebote großen Anklang finden, liegt auch an der entspannten Atmosphäre. Zudem trauen sich die Kinder in dem geschützten Raum mehr zu, zum Beispiel laut vorzulesen. Für die meisten Teilnehmenden gehören Lesen und Vorlesen nicht zum Alltag, einige lernen auch gerade erst die deutsche Sprache.
Bestärkt von den Erfolgen der Leseclubs hat die Stiftung Lesen ihr Engagement bei „Kultur macht stark“ im vergangenen Jahr ausgebaut: Mit dem neuen Format der media.labs erhalten Jugendliche von zwölf bis 18 Jahren die Möglichkeit, sich in einer attraktiven Lernumgebung intensiv mit verschiedenen Medien zu beschäftigen. „Mit diesem Angebot möchten wir dem sogenannten Leseknick entgegenwirken, denn in der Pubertät sinkt häufig das Interesse am Lesen. Wir setzen dabei den Schwerpunkt auf digitale Medien und Workshops für Film, Foto, Spiele und mehr“, erläutert Projektleiter Borchers. Die media.labs an bislang 35 Bündnisstandorten werden gut angenommen, in den kommenden Jahren soll dieses Angebot auf 100 Standorte erweitert werden.
Mitmachen ist einfach
Das Projektbüro sucht daher gezielt nach weiteren Bündnispartnern, wie Milena Röthig erklärt: „Wir schauen insbesondere, in welchen Regionen noch Bedarf besteht und sprechen dort Einrichtungen an. Auch stellen wir unser Angebot bei den Infoveranstaltungen der Servicestellen in den Ländern vor.“ Möchte eine Einrichtungen gern einen Leseclub oder ein media.lab aufbauen, kann sie sich gemeinsam mit einem lokalen Partner bei der Stiftung Lesen bewerben. Milena Röthig begleitet den Prozess: „Ich prüfe die eingereichten Konzepte und gehe dann oft auch noch ins Gespräch mit Interessenten.“ Wenn alles passt, kann es zeitnah losgehen mit der Arbeit vor Ort. Wer sich ehrenamtlich in einem Leseclub oder media.lab engagieren möchte, kann sich direkt bei bestehenden Bündnissen melden. Eine Übersicht aller Standorte gibt es auf der Website der Initiative.