Legofiguren im Land der Träume
Einen Stop-Motion-Film haben Kinder aus dem thüringischen Schmalkalden in einer Projektwoche gestaltet. Legofiguren erzählen darin fantasievolle Geschichten, die in „Traumwelten“ entführen – so auch der Titel des Clips.
Das Lego-Mädchen legt sich missmutig zum Mittagsschlaf hin, doch das Träumen lohnt sich: Durch verschiedene Türen tritt die Kleine mit den langen schwarzen Lego-Haaren in verschiedene Welten und erlebt kurze Abenteuer. Der Stop-Motion-Film dauert drei Minuten und 37 Sekunden – er ist voll geballter Fantasie und Kinderträume. In nur vier Tagen haben zwölf Kinder im Alter von acht bis 13 Jahren den Film fertiggestellt. Das Projekt zur Förderung von Digitalkompetenz und Kreativität wurde von der Heinrich-Heine-Bibliothek im thüringischen Schmalkalden initiiert und in der letzten Woche der diesjährigen Sommerferien durchgeführt. Bündnispartner waren der Kulturverein Villa K. e.V., die Stadtinformation und die Interessengemeinschaft zur Förderung der beruflichen Weiterbildung (IFBW) Schmalkalden.
Unterschiedliche Kreativwerkzeuge und Ziele
Lego und Tablets, Kreativität und Technik – das Projekt „Traumwelten – Phantastisches mit Lego Stop Motion“ verband die unterschiedlichsten Kreativwerkzeuge und Ziele. Die Idee zu dem Projekt entstand vor mehr als einem Jahr, nachdem die Heinrich-Heine-Bibliothek mit einer achten Klasse ein ähnliches Projekt durchgeführt hatte. Bei Stop-Motion-Filmen werden viele einzelne Fotos von Szenen geschossen, die nacheinander abgespielt eine Bewegung suggerieren und eine Handlung ergeben. „Wir sind beim ersten Projekt vom Vorwissen her an unsere Grenzen gekommen“, erzählt Dorit Reum, Leiterin der Heinrich-Heine-Bibliothek.
Sie entschied, ein neues Projekt für Kinder aus Schmalkalden zu planen, bei dem Bündnispartner einbezogen werden sollten. „Die Bibliothek hätte dieses Projekt nicht allein stemmen können. Durch Kooperationspartner konnten die Werbung verstärkt und kompetente Medienpädagoginnen und -pädagogen gefunden werden“, erklärt Dorit Reum. Ihr Team und sie holten die Touristinfo Schmalkalden mit ins Boot und konnten dort ein Schaufenster dekorieren. Außerdem warb die Bibliothek auf ihren Social-Media-Kanälen für das Projekt. Die Interessengemeinschaft zur Förderung der beruflichen Weiterbildung (IFBW) Schmalkalden informierte alleinerziehende Mütter in ihrer Begegnungsstätte über das Projekt. Auf diese Weise fanden sich die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus verschiedenen Schulen und Stadtteilen stammten.
Kompetente medienpädagogische Begleitung
Der Kulturverein Villa K. vermittelte die Designstudentin Ella Zickerick als Regisseurin. In Sachen Ton erklärte sich der ausgebildete Filmtonmeister Philipp Schwabe vom Kulturverein bereit, als Mentor zur Seite zu stehen. „So hatten wir zwei kompetente Fachkräfte aus dem Bereichen Medien“, freut sich Dorit Reum. Für die pädagogische Betreuung waren die Mitarbeitenden der Bibliothek zuständig. Frau Zickerick und Herr Schwabe trafen die notwendigen Vorbereitungen, überlegten, wie die Gruppen eingeteilt werden sollten, und entwarfen ein Konzept für den Film. Die Rahmenhandlung des Mädchens im Mittagsschlaf erlaubte es, verschiedene Traumsequenzen zu integrieren. Die Kinder stiegen begeistert ins Projekt ein. Vier Gruppen mit jeweils drei Kindern wurden gebildet, die unabhängig voneinander mit Tablets, die die Bibliothek zur Verfügung stellte, arbeiteten.
Brainstorming mit einer Mindmap
Am Montag ging die Arbeit sofort los. „Die Kinder haben ein Brainstorming mit einer Mindmap gemacht“, erzählt Dorit Reum. Das Smartboard der Bibliothek sei voll mit Notizen gewesen. Anschließend entschieden die Kinder, welche Sequenzen umgesetzt werden sollten und wer welche Aufgabe übernehmen sollte. „Dann haben alle eine Nacht darüber geschlafen und am Dienstag wurde losgelegt.“
Der „Traumwelten“-Film repräsentiert den Alltag, die Träume und Gedanken der Kinder: vom alltäglichen Mittagsschlaf bis zu einer bunten Fantasiewelt mit einem Einhorn und einem Ritter. Die Kinder bauten mit Lego die Szenen auf und fotografierten sie ab. Am Ende des Films rettet die Hauptfigur im Traum sogar ein Baby vorm Ertrinken. Danach wacht das Lego-Mädchen glücklich wieder auf.
Die Kinder arbeiteten selbstständig
Ella Zickerick und Philipp Schwabe beobachteten überrascht, wie selbstständig die Kinder bei der Arbeit waren. „Die Kinder haben alles selbst fotografiert. Frau Zickerick ging bei den Gruppen lediglich herum, um die Einstellungen der Tablets und die Beleuchtung zu überprüfen“, erzählt Dorit Reum. Die Zusammenarbeit verlief harmonisch. „Vom Kleinsten bis zum Ältesten hat das gut funktioniert.“ Gab es in einem Punkt Streit, fanden die Kinder über die Arbeit wieder zusammen. Auch die Aufgabenverteilung untereinander klappte reibungslos, so etwa bei der Vertonung nach Abschluss der Dreharbeiten: „Wir hatten drei Mädchen unter den Teilnehmenden des Projektes. Diese drei einigten sich schnell, wer die Hauptfigur sprechen durfte.“
Applaus bei der Präsentation
Am letzten Tag stand die große Präsentation vor Eltern, Großeltern, Trägervertreterinnen und -vertretern, Kooperationspartnern und Presse an. „Alle waren ganz begeistert“, berichtet Dorit Reum. Der Applaus nach Ende des Films war groß und die Kinder wurden gelobt. Das anschließende Feedback durch die Kinder fiel unisono positiv aus. „Der Film ist eine gute Werbung für die Bibliothek und die Kreativwerkstatt“, sagt die Bibliotheksleiterin. Sie hofft, dass die örtlichen Schulen ähnliche Projekte mit der Bibliothek durchführen. Besonders profitiert haben natürlich die Kinder. Einige von ihnen kommen seit dem Projekt verstärkt in die Bibliothek. „Zwei habe ich schon auf den Teilnehmerlisten unserer nächsten Workshops wiedergefunden“, freut sich Dorit Reum, „viele von ihnen haben mir gesagt, dass sie so ein Projekt gern erneut machen würden.“