„Kultur macht stark“ geht erneut in die Verlängerung
Gute Nachrichten auf der digitalen Programmkonferenz „Kultur macht stark: Chancen, Teilhabe, Perspektiven“ am 21.April 2021: Das Erfolgsprogramm wird weitere fünf Jahre fortgesetzt, eine dritte Förderphase von 2023 bis 2027 ist vorgesehen.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek eröffnete die digitale Programmkonferenz „Kultur macht stark: Chancen, Teilhabe, Perspektiven“ am 21. April 2021 mit einer guten Nachricht: Das erfolgreiche Programm wird weitere fünf Jahre fortgesetzt, eine dritte Förderphase von 2023 bis 2027 ist vorgesehen. Die Konferenz mit über 300 Teilnehmenden wurde live gestreamt und stieß mit mehr als tausend Zugriffen auf großes Interesse.
Eine weitere wichtige Ankündigung von Ministerin Karliczek betraf die aktuelle Situation in der Corona-Pandemie: Kurzfristig wird das Bildungsangebot weiter verstärkt. Im Sommer und in den Herbstmonaten finden noch mehr Ferienprojekte statt für Kinder und Jugendliche, die sonst wenig Zugang zu Angeboten der kulturellen Bildung haben.
Karliczek: „Unser Erfolgsprogramm wird weitergehen“
„Wir müssen gerade jetzt in dieser Zeit dafür Sorge tragen, dass alle Kinder und Jugendlichen die bestmöglichen Chancen auf eine gute Bildung erhalten. Dabei geht es für mich um Bildung im umfassenden Sinne. Kreativität, Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenzen gehören für mich dazu. Sie sind wichtige Voraussetzungen, um in der Schule und in der Ausbildung oder dem Studium und letztlich im Arbeitsleben zu bestehen. Daher wird unser Erfolgsprogramm ‚Kultur macht stark‘ weitergehen“, sagte die Bundesbildungsministerin.
Anja Karliczek verwies auf die bisherigen Erfolge: 2013 ist das Erfolgsprogramm „Kultur macht stark“ gestartet, seitdem sind 480 Millionen Euro investiert worden. In mehr als 30.000 Projekten wurden fast eine Millionen Kinder und Jugendliche erreicht – vor allem junge Menschen, die eingeschränkten Zugang zu Bildung haben. Es ist das größte Programm der kulturellen Bildung in Deutschland. Kein anderes Programm der kulturellen Bildung erreicht flächendeckend so viele Kinder und Jugendliche, die Bildungsangebote besonders benötigen.
Entwicklungspotenziale für die Zukunft liegen bei mehr Angeboten im Ganztag, der nachhaltigen kommunalen Verankerung und passgenauen Angeboten für den ländlichen Raum sowie im Bereich der digitalen kulturellen Bildung, so die Ministerin.
Gegenseitige Inspiration gelingt auch digital
Dass in der Pandemie soziales Miteinander und Partizipationsmöglichkeiten bei vielen Kindern und Jugendlichen zu kurz gekommen sind, war nicht nur Thema in der Eröffnungsrede der Bundesbildungsministerin, sondern auch in den anschließenden Interviews und der Podiumsdiskussion am Vormittag. Im Gespräch mit Moderator Felix Seibert-Daiker brachte Kultur-macht-stark-Juryvorsitzende Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel den Grundgedanken des Förderprogramms auf den Punkt: „Jeder Mensch ist ein kulturelles Wesen. Der Einzelne wächst an seinen Möglichkeiten, am gemeinsamen Erfolg. Es wächst die Hochachtung voreinander und die Erkenntnis, dass man zusammenarbeiten muss. Kunst und Kultur sind wesentlich für das Menschsein und der Mensch wächst durch Kunst und Kultur.“ Die anschließenden Interviews mit Schulleiter Björn Lengwenus, Prof. Dr. Ivo Züchner vom Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg, Josephine Raschke vom Jungen Schauspielhaus Bochum und Prof. Dr. Lisa Unterberg, Professorin für Soziale Arbeit an der IU Internationalen Hochschule, gaben Einblicke in Projekte, die in Zusammenarbeit mit Schulen und anderen kulturellen Bildungsakteuren vor Ort durchgeführt werden und in solche, die aufgrund der Coronapandemie auf digitale Formate umswitchen mussten. Auf dem Podium erörterten Prof. Dr. Susanne Keuchel (Präsidentin Deutscher Kulturrat), Thilo Reffert (Kinderbuchautor und Autorenpate bei „Kultur macht stark), Dr. Guido Bröckling (Leiter des Berliner JFF - Institut Jugend Film Fernsehen Berlin-Brandenburg e.V.), Björn Lengwenus (Schulleiter) und Niksan Rajaratnam (Teilnehmer eines Peer-to-Peer-Projekts), was „Kultur-macht-stark“-Projekte in Bezug auf Chancengleichheit und Teilhabe erreichen können und welche Hebel dafür in Bewegung gesetzt werden müssen. In Videobotschaften brachten sich Kika-Moderator Johannes Büchs, Intendant Ulrich Khuon und die Journalistin und Autorin Düzen Tekkal ein, die jeweils von ihren persönlichen Erfahrungen mit kultureller Bildung berichteten.
Aus ihren unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten die Podiumsgäste das besondere Potenzial der „Kultur macht stark“-Projekte, in denen es nicht primär um Wissensvermittlung im Sinne eines Bildungskanons geht, sondern um die Vermittlung von kulturellen Erfahrungen, das Neugierigmachen auf neue Welten und nicht zuletzt das Entdecken und Ausleben des eigenen Bedürfnisses nach kreativem Ausdruck. Wichtig sei es bei solchen Bildungsangeboten, die Lebens- und Medienwelt der Kinder und Jugendlichen mitzudenken und Brücken zu bauen. In Deutschland sei Bildungserfolg noch viel zu sehr an die soziale Herkunft gebunden und Programme wie „Kultur macht stark“ seien äußerst wichtig, um Kindern und Jugendlichen Angebote zu machen. Alle waren sich einig, dass nicht nur die Kinder und Jugendlichen profitieren, sondern dass auch die beteiligten Einrichtungen und Engagierten vor Ort die Projektarbeit mit den Teilnehmenden und den Bündnispartnern als große Bereicherung erleben.
In den Workshops am Nachmittag ging es unter anderem um Zugänge zu außerschulischen Lernwelten, Diversität in der kulturellen Bildung, den Umgang mit digitalen Medien und um inklusive Zugänge. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichteten zu aktuellen Forschungsergebnissen, Programmpartner von „Kultur macht stark“ stellten Projektbeispiele vor und luden die Teilnehmenden zur Diskussion ein. Die Teilnehmenden nutzten die Gelegenheit zum intensiven Austausch und zur gegenseitigen Inspiration. Die Inputs aus Wissenschaft und Praxis wurden intensiv diskutiert. Wichtige Thesen und Erkenntnisse, die herausgearbeitet wurden, waren zum Beispiel, dass insbesondere Kulturangebote im ländlichen Raum nachhaltig und langfristig angelegt sein müssen, um einen guten Zugang zur Zielgruppe zu gewährleisten. Lokale Besonderheiten und Community-Arbeit müssen hierbei auch berücksichtigt werden, um an Kultur und Identität der Region anknüpfen zu können. Diskutiert wurden etwa gängige Annahmen über das Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen. Es wurde festgehalten, dass es wichtig ist, die eigenen Annahmen stärker zu hinterfragen und im Austausch mit den Kindern und Jugendlichen selbst auszuprobieren. Auch über Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Schulen und kulturellen Einrichtungen vor Ort wurde ausführlich gesprochen.
Im Laufe des abwechslungsreichen Konferenztages konnten die Teilnehmenden sich außerdem an virtuellen Konferenztischen treffen und in den individuellen Austausch gehen, sich über „Kultur macht stark“-Akteurinnen und -Akteure informieren oder eine virtuelle Ausstellung mit Impressionen aus den Projekten besuchen. Zusammenfassend wurde eine positive Zwischenbilanz des Förderprogramms gezogen und neue Inspirationen und Anregungen für die kommenden Jahre konnten gewonnen werden.