„Jedes Projekt ist ein Unikat“
Bei den Angeboten von „Museum macht stark“ lernen Kinder und Jugendliche die Museen ihrer Stadt und Region als Lern- und Erlebnisorte kennen. Sie gehen auf digitale Schnitzeljagd, drehen Filme, entwickeln Führungen und vieles mehr.
Ob Saurierskelette oder Edelsteine, moderne Kunst oder historische Fluggeräte: In den deutschlandweit mehr als 6.000 Museen unterschiedlichster Größe und thematischer Ausrichtung gibt es einiges zu entdecken. Doch viele Kinder und Jugendliche kommen, etwa aufgrund ihres familiären Hintergrundes, nur wenig mit diesen Institutionen in Berührung. Genau da setzt das Projekt „Museum macht stark“ an: Als Programmpartner von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ eröffnet der Deutsche Museumsbund jungen Menschen zwischen fünf und 18 Jahren neue Zugänge zu den Museen ihrer Stadt oder Region. „Kinder und Jugendliche lernen das Museum als öffentlich zugänglichen Erlebnisort kennen, etwa bei einer QR-Code-Rallye, dem Dreh eines Trickfilms oder dem Entwickeln eines Theaterstücks zu einzelnen Exponaten“, berichtet Christine Brieger, Leiterin des Projektbüros „Museum macht stark“. „Sie können in den Angeboten verschiedenste Themenwelten entdecken, sich aktiv einbringen und mit Werten auseinandersetzen.“
Projektbüro bietet Beratung und Austausch
Die Kunst- und Theaterpädagogin Brieger betreut das Projekt seit 2013. Gemeinsam mit zwei weiteren Kolleginnen berät sie Museen und museumsnahe Institutionen wie Archive oder Kunstvereine, die im Bündnis mit mindestens zwei Partnern Angebote entwickeln und umsetzen. „Wir begleiten die Bündnisse von der Ideenberatung bis zur Projektabrechnung, damit sie sich bestmöglich auf die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen konzentrieren können“, erklärt Christine Brieger. Das Projektbüro gibt auch Tipps für die Suche nach Bündnispartnern. „Im Bündnis sollte immer mindestens ein Partner dabei sein, der Zugang zu den Kindern und Jugendlichen hat, die wir erreichen wollen. Das kann ein Jugendclub, ein Hort oder auch die Freiwillige Feuerwehr vor Ort sein“, so Brieger. Zusätzlich können thematisch passende Partner ins Boot geholt werden, etwa ein Naturschutzverein für ein Projekt im Naturkundemuseum. Einmal jährlich lädt das Projektbüro die aktiven Bündnisse ein, sich auf einem überregionalen Fachtag auszutauschen und zu vernetzen: „Dort bieten wir inhaltliche Workshops an, beim letzten Mal ging es zum Beispiel um den Umgang mit digitalen Tools.“ Die dort erworbenen Kenntnisse können direkt in der Projektarbeit vor Ort eingesetzt werden.
Viel Spielraum für alle
Die Vielfalt der Museen spiegelt sich in den Projekten wider: „Jedes Museum ist ein Unikat, die einzelnen Objekte darin auch. Daher ist auch jedes der Projekte ein Unikat“, sagt Christine Brieger. Auch lässt „Museum macht stark“ viel Gestaltungsfreiraum innerhalb der vorgegebenen Projektformate zu. Das Format „Von uns – für uns!“ setzt auf den Peer-to-Peer-Ansatz: Kinder und Jugendliche werden zu Museumsprofis ausgebildet, den sogenannten Peer-Teamerinnen und Peer-Teamern. Anschließend führen sie Gleichaltrige durchs Museum und helfen ihnen, den Ort zu entdecken. „Das Museum wird so für alle beteiligten Kinder und Jugendlichen zu einem lebensnahen, authentischen Ort“, berichtet Brieger. „Auch für die Einrichtungen kann der frische Blick auf die eigene Arbeit eine Bereicherung sein.“ 2018 hat der Deutsche Museumsbund mit „Ab ins Museum!“ ein zusätzliches Format ohne Peer-to-Peer-Ansatz eingeführt. In den Projekten lernen die Teilnehmenden das Museum gemeinsam kennen, indem sie sich damit kreativ auseinandersetzen. „Nicht für alle Kinder und Jugendlichen passt es, die Rolle als Peer-Teamer zu übernehmen, das Format ist da eine gute Erweiterung“, sagt Brieger. „Auch die Museen erhalten so noch mehr Spielraum, um neue Ideen für ihre Vermittlungsarbeit zu entwickeln und auszuprobieren.“ Beide Formate können als zweiwöchige Ferienmaßnahme oder als langfristiges Projekt über mehrere Monate umgesetzt werden.
Erlebnisse mit Nachwirkung
Für die Kinder und Jugendlichen eröffnet sich das Museum nicht nur als neuer Erlebnisort. Sie kommen dort auch mit unterschiedlichsten Berufen in Berührung: vom Kunsthistoriker und der Restauratorin über die Biologin bis zum Hausmeister. „Es ist schon vorgekommen, dass Jugendliche im Anschluss an das Projekt ein Praktikum im Museum absolviert haben“, berichtet Christine Brieger. Auch weiß sie aus den Bündnissen, dass Teilnehmende öfters noch nach Projektabschluss weiter Gleichaltrige durchs Museum führen. Und: Nicht selten bleiben die kreativen Ergebnisse der Projekte noch eine Zeit lang erhalten. So wie die Film-Doku, die Jugendliche im Museum für Kommunikation Berlin zum Thema Freundschaft gedreht haben: Bis Juli 2020 ist sie dort in einer Ausstellung zu sehen. Museen, die Kindern und Jugendlichen diese oder ähnliche Erfahrungen ermöglichen wollen, können sich in diesem Jahr jeweils bis Ende Februar, Ende Mai oder Ende Oktober für eine Förderung bei „Museum macht stark“ bewerben.