„Jeder Mensch sollte Zugang zu kulturellen Angeboten haben“
Als Jugendlicher kam der Musiker Adel Tawil in Kontakt mit der Hip-Hop-Kultur, die seinen Lebensweg prägte. Heute setzt er sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche solche wegweisenden Erfahrungen machen – unter anderem bei „Kultur macht stark“.
Herr Tawil, Sie haben Ende 2019 die Schirmherrschaft für das „Kultur macht stark“-Projekt „Rap die Segel“ übernommen, in dem junge Menschen aus Berlin-Spandau eigene Hip-Hop-Songs komponiert und vor Publikum präsentiert haben. Wie kam es dazu?
Adel Tawil: Ich kenne den Initiator des Projektes, Sami Ben Mansour, Vorstand des Bündnispartners Sprühlinge e. V., seit meiner Kindheit. Ben hat sich schon damals für Jugendliche in unserem Bezirk engagiert und meinen Lebensweg entscheidend mitgeprägt. Sein Hip-Hop-Laden war der Treffpunkt für junge Leute, die sich für die Szene interessierten. So habe auch ich zu dieser Musik und Kultur gefunden. Als mir Ben das Projekt „Rap die Segel“ vorgestellt hat, habe ich nicht eine Sekunde gezögert und sofort meine Unterstützung zugesichert. Ich konnte die Jugendlichen auch selbst kennenlernen, denn sie haben mein Konzert in Berlin Anfang des Jahres besucht. Ich war begeistert von ihrer Leidenschaft und vom Engagement, das sie diesem Projekt entgegenbringen.
Sie haben selbst auch schon mit Kindern und Jugendlichen kreativ zusammengearbeitet. Wie haben Sie die jungen Menschen dabei erlebt?
Kinder und Jugendliche haben ein sehr genaues Gespür für Authentizität. Ich habe schon viele ähnliche Projekte begleitet und war jedes Mal sehr beeindruckt, mit welcher Zielstrebigkeit und Motivation sie für die gemeinsame Sache gearbeitet haben.
Was können Kinder und Jugendliche Ihrer Meinung nach an Erfahrungen aus kulturellen Bildungsprojekten mitnehmen?
Gemeinschaftlich an einem kreativen Projekt zu arbeiten, ist sehr inspirierend und fördert die Persönlichkeit. Gerade auch in Situationen, in denen es einmal nicht so recht vorangehen mag oder etwas schwer umsetzbar scheint. Wird die Herausforderung gemeinsam gemeistert, erfährt man schon als junger Mensch, dass in der Gruppe vieles besser funktioniert.
Sehen Sie in Projekten dieser Art auch ein Potenzial dafür, sich mit gesellschaftlichen Themen wie Rassismus auseinanderzusetzen und anderen Menschen offen zu begegnen?
Auf jeden Fall. Vorurteile werden durch die gemeinsame Arbeit abgebaut. Teilweise entstehen in solchen Projekten sogar Freundschaften, die ein Leben lang halten.
Warum ist es Ihnen generell wichtig, sich für kulturelle Bildung zu engagieren?
Für mich ist gerade die kulturelle Bildung ein entscheidender Baustein in der persönlichen Entwicklung und Selbstfindung von Jugendlichen. Denn die Kultur selbst ist ein essenzieller Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Mich persönlich hat das Bildungs- und Kulturangebot meiner Heimatstadt Berlin sehr geprägt und meinen Lebensweg positiv beeinflusst. Kultur weckt die Neugier und erweitert unseren Horizont. Gerade in diesen Zeiten ist sie unersetzlich, um neue Wege zu denken und zu gehen. Jeder Mensch sollte Zugang zu diesen Angeboten haben. Dafür setze ich mich mit ganzem Herzen ein.