„It’s your Party-cipation“: ein Recht auf kulturelle Bildung
Das Deutsche Kinderhilfswerk ist seit 2018 Programmpartner von „Kultur macht stark“. Luise Meergans, Bereichsleiterin für Kinderrechte und Bildung, erklärt im Interview, wie Kinder und Jugendliche kulturelle Projekte aktiv mitgestalten können.
Frau Meergans, das Deutsche Kinderhilfswerk fördert mit „It’s your Party-cipation“ Projekte, bei denen die Kinderrechte im Fokus stehen. Kinderrechte und kulturelle Bildung – wie hängt das zusammen?
Es gibt zunächst einen einfachen Zusammenhang: Kinder haben laut Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention ein Recht auf Teilhabe am kulturellen und künstlerischen Leben. Kulturelle Bildungsprojekte setzen das unmittelbar um. Besonders wichtig ist uns auch das Recht auf Beteiligung. Eine Rolle spielen außerdem das Recht auf Information und Meinungsfreiheit, das Recht auf kindgerechten Medienzugang und Mediennutzung, das Recht auf Bildung, das Recht auf Förderung und – ganz im Sinne von „Kultur macht stark“ – das Recht auf soziale Sicherheit. Darüber hinaus hat sich das Deutsche Kinderhilfswerk grundsätzlich dazu verpflichtet, die Kinderrechte zu vermitteln, auch um Demokratiebildung und politische Bildung zu fördern. Kulturelle Bildung ist für uns also auch ein Weg, um Kindern ihre Rechte mit kreativen Mitteln nahezubringen.
Wie kann es Bündnissen gelingen, Kinder und Jugendliche aktiv zu beteiligen? Oder anders gefragt: Was macht für Sie ein gutes Konzept aus?
Wir wünschen uns Konzepte, die nicht mit „Pseudo-Beteiligung“ arbeiten, also nicht sagen: Die Kinder dürfen sich aussuchen, ob sie lieber den Wolf oder das Rotkäppchen spielen wollen. Das ist uns zu wenig. Überzeugende Konzepte fragen vielmehr: Wollen sie überhaupt Theater spielen? Und: Was möchten die Kinder und Jugendlichen in dem Projekt für sich erreichen? Unser Anliegen ist es, dass Kinder und Jugendliche Inhalte und Themen mitbestimmen können oder beteiligt werden, wenn es um die Kulturformen geht. Besonders toll finden wir Projekte, bei denen schon der Impuls dafür von den Kindern oder Jugendlichen selbst kommt: Wir wollen etwas für uns und andere verändern, darum wollen wir ein Projekt machen. Ein Projekt, bei dem die Teilnehmenden so viel wie möglich mitbestimmen können, stärkt ihren Charakter und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten am besten.
Sie möchten kulturelle Bildungsangebote für Kinder ab drei Jahren fördern. Wie können bereits so junge Kinder Projekte mitgestalten?
Kinder können schon sehr früh beteiligt werden. Wichtig ist dabei natürlich, geeignete Konzepte für die jeweilige Altersgruppe zu nutzen. Kinder- und Jugendbeteiligung muss ernst genommen werden, das funktioniert nicht so nebenbei. Gerade mit kleinen Kindern sind Beteiligungsprozesse wahnsinnig spannend. Wir Erwachsenen glauben meist zu wissen, was die Kinder wollen, und staunen oft nicht schlecht, wenn etwas ganz anderes herauskommt. Gerade kleine Kinder kann man zum Beispiel prima beteiligen, indem sie mit Murmeln oder Steinen wählen und abstimmen. Auch mit Malen und Zeichnen lässt sich gut arbeiten: Wie sieht euer Traum-Spielplatz aus? Wie würdet ihr einen Raum in der Kita gestalten? Die Kinder können also schon ganz früh die Erfahrung machen, sich einzubringen.
Welchen Beitrag zur Chancen- und Bildungsgerechtigkeit können die Angebote von „It’s your Party-cipation“ leisten?
In den Projekten merken Kinder und Jugendliche, dass sie selbst Dinge bewegen und verändern können. Und sie verknüpfen das mit kreativen Prozessen und der kulturellen Auseinandersetzung mit Themen, die sie im Alltag bewegen. Das macht unglaublich viel mit ihnen und ist für ihre weitere Persönlichkeitsentwicklung maßgeblich. Außerdem setzen sie sich in den Projekten mit ihren Rechten auseinander. Die Kinderrechte, die ja auf Chancen- und Bildungsgerechtigkeit abzielen, sind geltendes Recht in Deutschland – was viele nicht wissen. Daher ist es uns so wichtig, dass gerade Kinder und Jugendliche ihre Rechte kennen. Denn nur, wer seine Rechte kennt, kann für sie einstehen.