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Im Einsatz für eine buntere Stadt

„Wir machen die Stadt schöner“ – unter diesem Motto fertigen Kinder in Trier-Nord Mosaiken, Malereien, Drucke und vieles mehr an. Dabei erfahren die Jungen und Mädchen, wie sie mit Kunst und Kreativität ihre Umgebung gemeinsam gestalten können.  

Den Pinsel anfeuchten, behutsam in die Farbe tauchen und dann ab aufs Papier. Achtung, nicht zu fest aufdrücken, damit das Pinselhaar heile bleibt. Geschafft, der „Pinselführerschein“ ist bestanden! Der Umgang mit Malutensilien ist nur eine von vielen Fertigkeiten, die die Kinder aus dem Stadtteil Trier-Nord in den Workshops im Projekt „WIMASS#Trier#WirMachenDieStadtSchöner“ auf spielerische Art und Weise erwerben. Unter professioneller künstlerischer Anleitung haben Acht- bis Zehnjährige im Projekt, das im Sommer 2018 begann, zum Beispiel Masken modelliert, Karten mit Linoldruck und Mosaike aus Natursteinen gestaltet. Projektleiter Jean-Martin Solt ist wichtig, dass die Kinder etwas lernen, das sie über das Projekt hinaus nutzen können. „Dazu gehört auch, erst einmal mehrere Entwürfe anzufertigen, statt einfach drauflos zu arbeiten.“ Die Mühe lohnt sich, denn dann passt beim Malen zum Beispiel nicht nur der Körper, sondern auch noch der Kopf aufs Papier.

Der Franzose und Wahl-Trierer Solt ist Diplompädagoge, freischaffender Künstler und – wie er es nennt – „Hauptmotor“ des von ihm gegründeten Vereins transcultur e. V. Seit mehr als 25 Jahren engagiert sich der Verein gemeinsam mit Partnern in Projekten, die Menschen unterschiedlicher sozialer oder geografischer Herkunft über Kunst zusammenbringen. So auch bereits mehrmals im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“. Das aktuell laufende Projekt „WIMASS#Trier#WirMachenDieStadtSchöner“ wird vom Programmpartner Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e. V. („Jugend ins Zentrum!“) gefördert, wie bereits mehrere Projekte zuvor.

„WIMASS#Trier#WirMachenDieStadtSchöner“
© transcultur e. V.

Ein neuer Blick auf den Stadtteil

Trier-Nord ist ein Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf. Viele Haushalte beziehen staatliche Hilfen. Auch wenn, wie Jean-Martin Solt beobachtet, vieles in Bewegung sei, so haftet dem Stadtteil nach wie vor ein negatives Image an. „Viele Bewohner bleiben lieber unter sich, weil man sie anderswo schief anguckt. Junge Menschen von hier haben es schwer, sich in anderen Teilen der Stadt erfolgreich auf eine Lehrstelle zu bewerben.“ Das Projekt möchte den Kindern einen anderen Blick auf ihren Stadtteil und sich selbst vermitteln – und ihre Kreativität und Können für andere sichtbar machen. Denn der Name „Wir machen die Stadt schöner“ ist Programm. Teilnehmerin Salima berichtet: „Wir haben ein großes Mosaik gestaltet mit Tassen, in die Blumen oder Pflanzen kommen. Es wird draußen hängen, das finde ich schön.“ Auch Lea freut sich über das Ergebnis: „Ich finde es gut, dass das Mosaik so bunt geworden ist, und dass es dann auch draußen bunter wird.“

Das Großmosaik soll den Hof eines Jugendzentrums nach dessen Sanierung schmücken. Und im Mai 2019 werden weitere Werke der Kinder bei der feierlichen Eröffnung eines neu gestalteten Platzes im Quartier gezeigt. Mit dem bestens vernetzten und engagierten Quartiersmanagement Trier-Nord hat transcultur e. V. dafür den passenden Bündnispartner im Boot. Auch die Grundschule als weiterer Partner ist wichtig, nicht nur weil sie Räume zur Verfügung stellt und für das Projekt wirbt: „Ist die Schule involviert, wirkt das vertrauensbildend für die Eltern“, sagt Projektleiter Solt.

Gemeinsam macht’s mehr Spaß

  Bei der Arbeit an den Mosaiken haben die Kinder auch erfahren, dass man gemeinsam vieles schaffen kann. Wie zum Beispiel Salima: „Das Mosaik hat mir am meisten Spaß gemacht. Da haben wir zusammengearbeitet und uns auch geholfen.“ Shanice stimmt ihr zu: „Ich fand das auch schön. Und, dass die Leute dann sehen können, was wir als Gruppe zusammen gemacht haben.“ Dieses gute Miteinander sei am Anfang nicht selbstverständlich gewesen und habe sich erst nach und nach entwickelt, erinnert sich Jean-Martin Solt. „Geholfen hat, dass wir zu Beginn Regeln festgesetzt haben, etwa dass wir uns respektieren und auch miteinander teilen. Uns ist wichtig, dass die Kinder selbst merken, dass ihr Verhalten einen Unterschied macht.“ Besonderen Wert legt Solt auch auf die Kombination aus individueller und kollektiver Kreativität. „Jeder durfte zum Beispiel ein eigenes Tier-Mosaik legen. Aber die Steine haben wir gemeinsam gesucht und dann geschaut, welche davon am besten zu welchem Tier passen.“ Auch beim Gestalten eines Mosaiks mit den Buchstaben des Projekts konnten sich alle einbringen, wie Ward stolz erzählt: „Ich habe das A gemacht, blau und weiß, ganz allein.“ Und was ihm noch gefallen hat? „Wir haben viel gelacht und auch zusammen zu essen war toll!“ 

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Die Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e. V. ist einer von 30 Programmpartnern bei „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“. Unter dem Titel „Jugend ins Zentrum!“ fördert der Dach- und Fachverband kulturelle Angebote für 6- bis 18-Jährige mit erschwertem Zu-gang zu Bildung, Kunst und Kultur. Ob Theater, Tanz, Videoproduktion, Kunstwerkstatt oder Poetry-Slam – die Bandbreite möglicher Projekte, in denen sich die Teilnehmenden unter fachlicher Anleitung künstlerisch ausprobieren können, ist groß. Für eine Förderung können sich Bündnisse bestehend aus mindestens drei lokalen Akteuren bewerben. Nähere Informationen zu den Projektformaten und zum Bewerbungsprozess gibt es unter www.jugend-ins-zentrum.de.