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Helden erobern gemeinsam die Welt der Bücher

Im Projekt „Wir sind LeseHelden“ engagieren sich ehrenamtliche Kräfte, um schon die Jüngsten fürs Lesen zu begeistern. Der Bürgermeister, der Chef der Feuerwehr oder der Bäcker von nebenan zeigen, dass Lesen mehr ist als eine lästige Pflicht.

Es sind berufstätige Menschen, die sich in ihrer Freizeit in den außerschulischen Projekten „Wir sind LeseHelden“ des Borromäusvereins e.V. engagieren. Sie leiten Katholische Öffentliche Büchereien (KÖBs) oder Bibliotheken in kommunaler oder freier Trägerschaft und organisieren Bündnisse mit Kindergärten oder Grundschulen. Zudem knüpfen sie Netzwerke, um ehrenamtliche Vorlesende zu gewinnen. Das kann der Bürgermeister im Ort sein, der Chef der Feuerwehr oder der Bäcker von nebenan. Vorleserinnen sind ebenfalls willkommen. Doch tatsächlich werden bei den „LeseHelden“ männliche Vorleser bevorzugt, um die Lesesozialisation durch vielfältige Rollenvorbilder zu erweitern. Denn noch sind es vor allem Mütter oder weibliche Bezugspersonen in den Kindertageseinrichtungen und Grundschulen, die vorlesen. „Diesem Phänomen wollen wir zumindest ansatzweise etwas entgegensetzen“, sagt Elisa Trinks, Referentin für das Projekt „Wir sind LeseHelden“ beim Borromäusverein. „Jungen und Mädchen sollen erfahren, dass auch Männer gern Geschichten, Märchen, Reime vorlesen. Vor allem bei Grundschulkindern ist der Aspekt, Lesen nicht als lästige Pflicht im Rahmen des Unterrichts, sondern als anregende Freizeitbeschäftigung zu empfinden, von grundlegender Bedeutung.“

Abtauchen ins Reich der Fantasie

Deutschlandweit werden Bündnisse geschlossen, um die Neugierde auf die Welt der Bücher zu wecken. Wer gern liest, erweitert auch seine Sprachkompetenz. Das Programm wurde konzipiert für Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren, die aus unterschiedlichen Gründen keinen leichten Zugang zu kultureller Bildung finden. Manchmal müssen Sprachbarrieren überwunden werden oder es gilt, Schwellenängste beim Betreten der Bücherei abzubauen. „Oftmals gelingt es, über die Kinder auch die Eltern für den Besuch in der Bücherei zu begeistern“, weiß Elisa Trinks zu berichten. „Sie begleiten die Kinder bei der Bücherrückgabe und schauen sich selbst um.“

Das Leseförderprojekt „Wir sind LeseHelden“ setzt auf einen ganzheitlichen Ansatz und verknüpft ein inspirierendes Wohlfühlambiente mit der Welt der Bücher. Unterschiedliche Bündnispartner bieten vielfältige Zugänge, ins Reich der Fantasie abzutauchen. Begleitend zum Vorlesen wird gebastelt, gesungen und gespielt. Beim ersten Besuch der Büchereien bekommen die jungen LeseHelden nicht nur eine Stempelkarte, sondern auch einen Rucksack für den Transport der ausgeliehenen Bücher. Die initiierenden Büchereien werden mit einem Materialien- und Medienpaket unterstützt, das individuell ausgestaltet werden kann. Neun vorgefertigte Themenreihen (Fußball, Weltraum, Ritter, Natur, Piraten, Polizei, Grusel, Müll recyceln – Umweltschutz nachhaltig leben sowie Lesen, Hören, Musizieren) stehen zur Auswahl – mit Buchtipps, Bastelanleitungen und Ideen für begleitende Aktivitäten. „Das Thema Natur ist mit Abstand das gefragteste“, erzählt Elisa Trinks. „Das passt meist gut ins Kindergartenjahr. Hier kann man in jeder Jahreszeit anknüpfen. Je nach den Möglichkeiten vor Ort kann es individuell ausgestaltet werden, etwa mit Waldspaziergängen in Begleitung des Försters.“

Das Leseförderprojekt „Wir sind LeseHelden“ verknüpft ein inspirierendes Wohlfühlambiente mit der Welt der Bücher.
Das Leseförderprojekt „Wir sind LeseHelden“ verknüpft ein inspirierendes Wohlfühlambiente mit der Welt der Bücher. © Frank Herzmann Fotografie

Partner sind örtliche Vereine und Institutionen

Lokale Bündnispartner sind nicht nur Kindergärten oder Grundschulen, sondern auch Sportvereine oder etwa die Jugendfeuerwehr. Bei der Einbindung weiterer Institutionen wie etwa Polizei und Rettungsdienste oder anderer Berufsgruppen wie der Tierärztin im Ort, dem Bäcker oder bei der Inhaberin des Eiscafés „laufen wir offene Türen ein“, bestätigt Elisa Trinks. „Das Interesse, eine Aktionsreihe zu unterstützen, ist groß. Sowohl was die Besuche angeht als auch das Vorlesen.“ Elisa Trinks und ihre Kollegin im Projektbüro Verena Kaster entlasten die Ehrenamtlichen so gut wie möglich von administrativen Aufgaben, etwa bei der Antragstellung. Zudem organisiert der Borromäusverein regelmäßig Weiterbildungsangebote für die ehrenamtlichen Leiterinnen und Leiter der Büchereien, etwa um die Suche nach Kooperationsmöglichkeiten zu erleichtern.

Wertschätzung des ehrenamtlichen Engagements

 „Wir wollen das Engagement anerkennen und wertschätzen, deshalb suchen wir auch immer nach besonderen Angeboten von externen Referentinnen oder Referenten, um auch die Motivation zu erhalten“, berichtet Elisa Trinks. So etwa gab es einen Kurs mit der Sprechtrainerin Tina Kemnitz, die Tipps und Tricks fürs ambitionierte Vorlesen (Modulation der Stimme, Körpereinsatz) vermittelt hat. Für dieses Jahr plant Elisa Trinks digitale Weiterbildungsangebote, hofft aber, dass bald auch wieder persönliches Zusammenkommen erlaubt sein wird. „Für die Ehrenamtlichen ist es auch immer inspirierend, sich untereinander auszutauschen. Dazu werden gern informelle Gesprächsmöglichkeiten genutzt, in der Mittagspause oder am Abend. Das wird vermisst“, sagt Elisa Trinks.

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In den Projekten „Wir sind LeseHelden“ des Borromäusvereins e.V. wird nicht nur die Lesefreude von Kindern im Alter von vier bis zehn Jahren geweckt, sondern auch ihre Sprach- und Sozialkompetenz erweitert. Katholische Öffentliche Büchereien (KÖB) sowie Bibliotheken in kommunaler oder freier Trägerschaft schließen sich mit Kindergärten, Grundschulen, aber auch Vereinen zusammen und gewinnen engagierte ehrenamtliche Kräfte. Dann kommt der örtliche Polizist oder der Bäcker aus der Nachbarschaft zu einer Vorleserunde vorbei. Mehr Informationen auch auf der Instagram-Seite.