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Ferienreise in die Vergangenheit

Null Bock auf Geschichte? Von wegen! In einem Ferienprojekt im Museum Hameln sind Jugendliche unterschiedlichster Herkunft mit großer Begeisterung in die Rolle junger Menschen im 19. Jahrhundert geschlüpft.

Auf eine ungewöhnliche Ferienreise haben sich zwanzig Jugendliche aus dem Raum Hameln diesen Sommer begeben. Zwei Wochen lang tauchten sie in die Lebenswelt junger Menschen im 19. Jahrhundert ein. Das Projekt wurde vom Museumsverein Hameln mit dem Kultur- und Bildungshaus Regenbogen und dem Kinderspielhaus Hameln im Rahmen von „Museum macht stark“ umgesetzt. Die 13- bis 18-jährigen Teilnehmenden, die aus Syrien, dem Iran, Haiti, Rumänien, Ukraine und Deutschland stammen, sollten in den zwei Wochen eine szenische Museumsführung auf die Beine stellen. Dass das eine Herausforderung für alle Beteiligten sein würde, war Projektleiterin Iris Stumpe von Anfang an klar. Umso mehr überraschte die Museumspädagogin das große Interesse der Teilnehmenden: „Wir hatten mehr Anmeldungen als erwartet und alle waren mit Feuereifer dabei.“ Anfängliche Hemmungen hätten die Jugendlichen schnell überwunden – so auch Alexandra, die eine Sprachlernklasse in Hameln besucht: „Das erste Mal, als ich hergekommen bin, hatte ich Angst. Ich dachte, es ist schwer, weil ich nicht so gut Deutsch kann“, erinnert sie sich. „Aber dann war es sehr schön und ich habe viel Spaß gehabt.“

Begegnungen zwischen Kulturen  

Dreh- und Angelpunkt des Projekts war die Geschichte der Geschwister Wallbaum. In dem Haus, das heute das Museum beherbergt, lebten Friederike, Emma und Adolph mit ihren Eltern – eine stadtbekannte Familie. 175 Jahre später schlüpften nun die Teilnehmenden in deren Rollen. „Wir haben die Jugendlichen an die Heimatgeschichte herangeführt und auch ihre Kultur einfließen lassen“, erklärt Stumpe. So wurde zum Beispiel in einem Workshop gemeinsam mit den Eltern ein Museumskoffer gepackt: Die Eltern haben etwas aus ihrer Kultur mitgebracht, ob Ideen, Erinnerungen oder Gegenstände wie eine selbstgenähte Puppe. „Die Jungen und Mädchen haben sich unglaublich geöffnet und ihre Geschichten erzählt“, so Stumpe. Wie zum Beispiel Dana aus Syrien, die gemeinsam mit ihren Geschwistern am Projekt teilgenommen hat: „Wir sind hierhergekommen, weil unser Vater in Gefahr war.“ Danas Bruder Obada ist blind, für ihn war das Ankommen in Deutschland doppelt schwer: „Ich musste die Blindenschrift und die Sprache gleichzeitig lernen. Das war sehr schwierig, aber ich habe es geschafft.“ Auch er war beim Schauspielern mit großer Begeisterung dabei.   

Tischmanieren und Krawattenknoten

Kultur macht stark-Projekt in Hameln: Teilnehmende vor der Aufführung in ihren Kostümen.
© Museumsverein Hameln e. V.

Unter Anleitung einer Theaterpädagogin und eines Schauspielers haben die Jugendlichen in Workshops kleine Szenen eingeübt und ganz nebenbei Geschichte hautnah erlebt, wie Obadas kleiner Bruder Mohammad erzählt: „Wir haben viel über die Familie Wallbaum gelernt, was die Kinder getan haben und was sie anhatten.“ Die Kostüme kamen besonders gut an, bestätigt Iris Stumpe: „Wir mussten Doppelrollen vergeben, weil alle mitspielen und sich verkleiden wollten.“ Mit großer Geduld lernten die jungen Darsteller ihre Sätze auswendig und feilten an der Aussprache. Auch das Binden von Krawatten oder das Stillsitzen beim Mittagessen, wie es sich im 19. Jahrhundert gehörte, wurden einstudiert. Am Tag der Präsentation war das Museum gut gefüllt: Eine Schülergruppe, viele Eltern und Gäste des Museums nahmen an der Führung teil. „Die Eltern waren unheimlich stolz, als sie ihre Kinder so begeistert auf Deutsch Theater spielen sahen“, sagt Stumpe. Der Kontakt zu vielen Familien ist nach wie vor da: Einige der Mädchen aus dem Projekt halfen bereits mehrfach bei Wochenendveranstaltungen im Museum. Im Herbst möchte der Museumsverein die Teilnehmenden noch einmal einladen, damit sie in ihre Kostüme schlüpfen und das Gelernte erneut aufführen können. 

Kontakt

Deutscher Museumsbund e. V.
Taubenstr. 1
10117 Berlin
Tel.: 030 65210710
Fax: 030 85746716

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