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„Dorfgeflüster“ – vom Glück ganz in der Nähe

Sechs Gemeinden, ein Ferienprojekt: Kinder und Jugendliche erkunden ihre Umgebung und spüren Geheimnisse auf. Wie vielfältig die kulturellen Angebote in dieser Ferienwoche waren, zeigt eine sehr schöne Dokumentation im Internet.

„Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.“ (Goethe) Dieses Zitat eignet sich hervorragend zur Beschreibung des Ferienprojekts „Dorfgeflüster“, das im vergangenen Sommer in der Samtgemeinde Nord-Elm stattfand. Zudem passt es zur Arbeit des Frelle e.V., einem Kulturverein, in dem sich Nachbarinnen und Nachbarn aus Frellstedt ehrenamtlich engagieren, um das kulturelle Leben in der ländlichen Region zu erweitern. Der Kulturverein Frelle e.V. hat sich maßgeblich um die Organisation des „Dorfgeflüsters“ gekümmert. Der 800-Seelen-Ort Frellstedt liegt in Niedersachen, er gehört neben den weiteren Gemeinden Süpplingen, Wolsdorf, Räbke, Süpplingenburg und Warberg zur Samtgemeinde Nord-Elm. Der Kulturverein Frelle e.V. und die Grundschule Süpplingen haben diese sechs Gemeinden als Bündnispartner für das einwöchige Ferienprojekt „Dorfgeflüster“ zusammengebracht.

Siebzig Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren haben sich auf den Weg gemacht, ihre Heimat mit neuen Augen zu sehen. Verschiedene Forscherteams, mit unterschiedlichen Schwerpunkten haben verborgene Rätsel gelöst, Geheimnisse aufgespürt, Geschichten verfasst und Geschichte wieder lebendig werden lassen. Ausgestattet mit Stiften, Pinseln, Lupen, Keschern oder der Kamera schauten sie genau hin, hörten genau zu und hielten ihre Erlebnisse anschließend künstlerisch fest.

Logbuch mit Namenszetteln
Zur Ferienaktion „Dorfgeflüster“ gehörte auch der Eintrag ins Logbuch am Ende des Tages – dort wurden die Erlebnisse festgehalten. © Norbert Voigts, Frelle e.V.

Kompetenz aus umliegenden Städten in die Dörfer geholt

Norbert Voigts, stellvertretender Vorsitzender von Frelle e.V., hat sich eine Woche Urlaub genommen, um eine der Forschungsexpeditionen im „Dorfgeflüster“ zu leiten. Der Natur- und Landschaftsplaner hat eine Leidenschaft fürs Fotografieren und seine Kenntnisse gerne an den Nachwuchs der Samtgemeinde weitergeben. „Für einige der Jugendlichen war es ein Aha-Erlebnis, mal nicht zig Schnappschüsse mit dem Mobiltelefon zu machen, sondern sich mit einer Kamera, mit Blickwinkeln und der Erzählform Fotografie zu beschäftigen“, erzählt er. Das Konzept „Dorfgeflüster“ hat vor allem Laura van Joolen entwickelt, die auch die Projektleitung der Ferienaktion übernahm. Auch sie ist Mitglied im Kulturverein. Sie fertigt Papierkunst und hat auch die Forscherpässe entwickelt, in denen die Teilnehmenden ihre Erlebnisse festgehalten haben. Die Kulturwissenschaftlerin verfügt über ein sehr gutes Netzwerk, und über ihre Kontakte ist es gelungen, ergänzende Fachkompetenz aus Helmstedt und Hannover in die ländliche Region zu locken. „So war zum Beispiel mit Renzo Solórzano ein erfahrener Theaterpädagoge dabei“, schildert Norbert Voigts. „Das war für die Teilnehmenden toll, aber auch für uns. Denn uns war es wichtig, diese Erfahrungen auch für unseren Kulturverein zu konservieren. Wir lassen uns gerne inspirieren.“

Zwischen Solidarität und Abgrenzung – was ist Heimat?

Den Kindern und Jugendlichen hat das „Dorfgeflüster“ viel Spaß gemacht und viele neue Erkenntnisse gebracht. Sie haben Filme gedreht, Theater gespielt, Sachen gesammelt und diese künstlerisch verarbeitet. Zudem haben die Mädchen und Jungen viele Details entdeckt, sich untereinander besser kennengelernt und sich Gedanken gemacht über die Begriffe „Heimat“ und „Identifikation“. Diese sind in der Samtgemeinde Nord-Elm durchaus ambivalent, da alle Gemeinden auch auf ihre Eigenständigkeit pochen und es neben Solidarität durchaus auch zu Abgrenzung kommt. „Das sind hier große Themen“, sagt Norbert Voigts, „uns liegt natürlich das Zusammenwachsen am Herzen.“ Nicht nur die Kinder und Jugendlichen mochten das Miteinander. Auch die zehn Kooperationspartner der Gemeinden schätzen den Austausch und die gemeinsame Aktion. Katja Georgi von der Gemeinde Süpplingburg ist dem Kulturverein Frelle gleich beigetreten und engagiert sich dort nun auch ehrenamtlich.

„Wir wollen einfach was fürs Dorf tun“, erläutert Norbert Voigts. „Zwar gibt es eine Reihe von Vereinen, es gibt traditionelle Strukturen, aber der ländliche Raum wandelt sich. Wir wollen aktiv und gemeinsam für kulturelle Angebote sorgen. Dahinter steckt auch ein soziokultureller Gedanke. Uns geht es darum, gemeinsam neue Ideen zu entwickeln, wie wir die Räume hier nutzen können – unter anderem auch ein Atelier-Gebäude, in dem Workshops stattfinden können. Wer eine Idee hat, kann kommen und sie umsetzen – wir sind für alles offen.“ Nach dem Motto: „Lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da.“ – dem zweiten Teil von Goethes Vierzeiler.

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Das „Dorfgeflüster“ wurde gefördert von Spielmobile e.V. im Rahmen des spielpädagogischen Angebotes „bildungsLandschaft im Wohnumfeld spielend erforschen, gestalten und aneignen“. Das Format „Schau genau in Stadt, Dorf und Wald“ (PDF, 768kB, Datei ist nicht barrierefrei) ermuntert dazu, den Wohnort anhand von Such- und Entdeckerspielen neu kennenzulernen. Die Teilnehmenden präsentieren ihre Forschungsergebnisse mit Landartaktionen auf Spielplätzen oder im Naturraum.