Digitale Klangwelten erobern mit „app2music_DE“
Musikmachen mit Apps: Mit diesem Ansatz begeistert app2music e.V. Kinder und Jugendliche für Klänge und Rhythmen. Als neuer Programmpartner von „Kultur macht stark“ gründet der Berliner Verein bundesweit Bündnisse für Bildung.
Es ist ein faszinierendes Bild: Mehrere Jugendliche stehen nebeneinander als Band auf der Bühne. Hochkonzentriert und mit flinken Fingern tippen sie auf ihren Tablets und schon füllt sich der Raum mit Beats und Harmonien. Musikmachen mit Apps – mit diesem Konzept bietet app2music e. V. Kindern und Jugendlichen, die bisher keine Möglichkeit hatten, selber Musik zu machen, einen niedrigschwelligen Einstieg ins Musizieren. Der Verein ist seit 2018 als Initiative bei „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ aktiv. Unter dem Titel „app2music_DE“ plant der neue Programmpartner, über die kommenden Jahre bundesweit 20 Bündnisse mit Kultur- und Bildungspartnern zu gründen. Unterstützt von professionellen Musikerinnen und Musikern setzen sie Projekte für 4- bis 18-Jährige um.
„Musik zu machen und sich selbst als Teil eines kreativen Gruppenprozesses zu erleben – das steht ganz klar im Fokus unserer Angebote“, erklärt Projektleiter Julian Quack. „Die Teilnehmenden können mit ihren eigenen Smartphones oder auch zur Verfügung gestellten Tablets Stücke schreiben und live präsentieren, Klangcollagen schaffen oder Beats produzieren.“ Der studierte Gitarrist ist schon seit mehreren Jahren bei app2music aktiv. Hervorgegangen ist der Verein aus einem Forschungsprojekt der Musikpädagogen Matthias Krebs und Marc Godau von der Forschungsstelle Appmusik an der Berliner Universität der Künste. Krebs verantwortet als Ko-Projektleiter auch die pädagogische Konzeption und wissenschaftliche Begleitung von „app2music_DE“.
Musikapps als Türöffner
In den vergangenen Monaten konnte app2music bereits an sechs Standorten Bündnispartnerschaften schließen, unter anderem in Sachsen-Anhalt, im Saarland und in Berlin. Die Angebote werden gut angenommen, wie Julian Quack berichtet: „Die Kinder und Jugendlichen haben keine Berührungsängste mit dem digitalen Instrumentarium. Und sie merken schnell: Wow, ich kann ja Musik machen und es macht mir wahnsinnig viel Spaß gemeinsam in einer Band zu spielen.“ Das Angebot wirke daher wie ein Türöffner. „Für viele ist das die erste Gelegenheit, sich kreativ-gestalterisch mit Musik und Kultur auseinanderzusetzen. Daraus kann auch ein größeres Interesse erwachsen“, sagt Quack. Die Bandbreite der angebotenen Formate reicht von der AG, bei der sich eine feste Gruppe ein Schuljahr lang trifft, über offene Workshoptage bis hin zu einmal im Monat stattfindenden Jam-Sessions.
Neben der praktischen Beschäftigung mit den Musikapps haben in den Projekten auch andere Arten der Kulturvermittlung Raum: „Geht es in einem Projekt zum Beispiel um Tanz, ist es auch denkbar, eine Tänzerin oder einen Tanzpädagogen hinzuzuholen. Auch Besuche von Konzerten oder Theaterstücken der Kulturpartnerinstitutionen können der Inspiration und Motivation dienen“, so Quack. Überhaupt ist das gemeinsame Erleben wichtig. In den Projekten trägt jeder seinen Anteil zum Gesamtwerk bei, ob Melodie, Rhythmus oder Bass. „Auch beim Muszieren mit Apps geht es darum zu lernen, aufeinander zu hören und musikalisch zu interagieren“, sagt Quack.
Wissenstransfer leisten und nachhaltig wirken
Seit Jahresbeginn konnten Julian Quack und sein Kollege Christopher Scholz bereits eine Reihe kompetenter Musikerinnen und Musiker als Workshopleitende für „app2music_DE“ gewinnen. „Vom versierten Club-DJ über die angehende Musikpädagogin bis zum erfahrenen Bluesrocker ist alles dabei“, erzählt Quack, der gern weitere Bewerbungen entgegennimmt. Er und Matthias Krebs von der Forschungsstelle Appmusik geben den Musikerinnen und Musikern Infomaterial und Konzepte an die Hand, um die professionelle Umsetzung der Projekte zu gewährleisten. Außerdem dokumentieren sie die Lernerfahrungen aus der Projektarbeit. „Ein übergeordnetes Ziel der Initiative ist, eine Wissensplattform mit Unterrichtsmaterial aufzubauen“, erklärt Quack. Perspektivisch sollen an den Bündnisstandorten außerdem app2music-Studios entstehen, in denen unter anderem die Technik, die „app2music_DE“ bereitstellt, gelagert werden kann. Im Moment wird mit einem mobilen Set gearbeitet: ein Rucksack mit Tablets, Mischpult, Mikrofon, Kopfhörer und Kabel. Auch das hat sich in der Praxis für die Eroberung vielfältiger Klangwelten bewährt.