Den eigenen Gefühlen tänzerisch Luft machen
Wie man zum Klima tanzen kann, zeigen die Teilnehmenden des Tanzprojektes #LUFT, das ein Bündnis in Herne auf die Beine gestellt hat. Im November wird ihr selbstinszeniertes Stück beim Kulturfestival auf großer Bühne präsentiert.
Tänzer und Performer Janis Heldmann leitet das Projekt gemeinsam mit der Choreografin, Tanz- und Theaterpädagogin Nella Turkki. Wie sie darauf gekommen sind, Tanz und Klima zu verknüpfen? „Alle reden gerade vom Klima. Das eröffnet einen großen Dialog, das Thema ist aber auch mit Unsicherheit und Emotionen wie Scham oder Machtlosigkeit besetzt“, hat Heldmann beobachtet. „Wir glauben daran, dass kreative Tätigkeiten wie Tanz einen neuen Zugang zu diesem sensiblen Thema schaffen können.“
Projekt zum Schnuppern
Bündnispartner von #LUFT sind der pottporus e. V., der sich für die Vermittlung und Verbreitung von Hip-Hop-Kultur engagiert, die Realschule Crange und das Jugendzentrum am Freibad. Jeder der drei Bündnispartner hat im Juni ein Tryout – eine Art Schnuppertag – organisiert, um den Jugendlichen, zu denen er Zugang hat, das Projekt vorzustellen. Zehn Jungen und Mädchen zwischen 11 und 18 Jahren waren davon so überzeugt, dass sie sich zum Projekt anmeldeten. #LUFT besteht aus zwei Intensivwochen, eine fand im Sommer statt, die nächste ist für Oktober geplant.
Gemeinsam Szenen entwickeln
In dieser Zeit informieren sich die Teilnehmenden über Umwelt- und Klimaschutz, entwickeln eine Haltung dazu, tauschen Meinungen aus und inszenieren ein Tanztheaterstück. „Wir schreiben gemeinsam Texte und entwickeln Szenen mit den Bewegungen der Jugendlichen“, beschreibt Heldmann. Zunächst musste Wissen angesammelt werden: In der ersten Intensivwoche im Sommer verteilten Heldmann und Turkki Rechercheaufgaben. Die Jugendlichen sollten das Internet nutzen und Informationen finden, die sie selbst bewegen oder auch schockieren, um sie dann in den Probenprozess einfließen zu lassen. Beispielsweise schaute sich die Gruppe gemeinsam Videos der schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg an – die mit 16 Jahren eine Altersgenossin der Herner #LUFT-Gruppe ist. „Das hat bei vielen Teilnehmenden etwas ausgelöst, aus einem allgemeinen Interesse am Thema wurde Spaß am Recherchieren und Kreieren“, sagt Heldmann.
Hemmschwellen überwinden
Sehr unterschiedlich waren die Vorerfahrungen der Teilnehmenden mit Tanz, manche hatten schon mal einen Tanzkurs absolviert oder probieren gerne zu Hause vor dem Spiegel etwas aus, einige kamen auch ohne Tanzerfahrung ins Projekt. „Da gibt es natürlich eine Hemmschwelle, sich körperlich auszudrücken“, beschreibt Projektleiter Heldmann. Doch auch um das Überwinden solcher Hemmungen geht es in dem „Kultur macht stark“-Projekt. „Es ist ein sehr schöner Prozess des gegenseitigen Vertrauens entstanden. Inzwischen ist die Gruppe eine Art Schutzraum, in dem sich jeder auch ausprobieren kann.“
Raus aus der Schutzzone
In die Öffentlichkeit geht es spätestens im November, wenn die junge Tänzer-Truppe ihr selbst erarbeitetes Stück beim Pottporus Festival für urbane zeitgenössische Kultur präsentiert. Heldmann freut sich über die Möglichkeit für die Projektgruppe, dort aufzutreten: „Viele der Jugendlichen kennen das Festival, sie haben schon die Plakate in der Stadt gesehen. Deshalb ist dieser Auftritt eine gute Möglichkeit, gemeinsam auf etwas hinzuarbeiten. Das ist ein sehr schönes Gruppenziel.“