An der Schnittstelle von Forschung und Praxis
Mit „ProQua“ trägt die Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW zur Qualitätsentwicklung von „Kultur macht stark“ bei. Wie das Projekt Programmakteure unterstützt, erläutert Referentin Heike Herber-Fries im Interview.
Die Abkürzung „ProQua“ steht für „programmbegleitende Qualitätsentwicklung“. Was genau verbirgt sich dahinter?
Seit Anfang 2018 leisten wir mit „ProQua“ an der Akademie der Kulturellen Bildung in Remscheid die fachpädagogische Begleitung von „Kultur macht stark“ im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Wir veranstalten dazu bundesweit eintägige Fachkonferenzen zu Querschnittsthemen der kulturellen Bildung. Zusätzlich bieten wir eine umfangreiche Materialsammlung auf unserer Website an. Indem wir zur Qualifizierung beteiligter Akteure beitragen, unterstützen wir die zentrale Zielsetzung von „Kultur macht stark“, die Chancen von Kindern und Jugendlichen auf kulturelle Teilhabe zu verbessern.
Welche Themen bearbeiten Sie zum Beispiel?
Da wir ganz unterschiedliche Akteure der kulturellen Bildung ansprechen, sind die Themen breit gefächert. Unser Fokus liegt auf spartenübergreifenden Fragestellungen, die also nicht nur für Akteure aus einzelnen Kulturbereichen interessant sind. Das sind zum Beispiel Themen wie Digitalisierung, Diversitätsbewusstsein und Demokratiebildung. Durch die Corona-Pandemie haben wir aktuell die digitale Transformation der kulturellen Bildung vorangetrieben und innovative digitale und analog-digitale Konferenzformate weiterentwickelt. Daneben haben wir beispielsweise im Oktober eine Fachkonferenz in Halle zu den Potenzialen der kulturellen Bildung für nachhaltige Entwicklung geplant. Diese Veranstaltung soll unter Beachtung der geltenden Hygieneauflagen wieder als Präsenzangebot stattfinden, nachdem wir in den vergangenen Monaten ausschließlich Online-Konferenzen durchgeführt haben. Mit unseren Themen greifen wir also aktuelle Fragen aus der kulturellen Bildungsarbeit auf und machen die Erkenntnisse aus der Forschung dazu wiederum für die Praxis fruchtbar.
Wie gelingt der Austausch zwischen Praxis und Forschung?
„ProQua“ profitiert ganz klar vom Know-how, das wir hier an der Akademie der Kulturellen Bildung als dem zentralen Institut für kulturelle Kinder- und Jugendbildung in Deutschland haben. Unsere Akademie ist sowohl mit Akteurinnen und Akteuren aus der Praxis als auch mit Expertinnen und Experten aus der Forschung zur kulturellen Bildung bestens vernetzt. Bei der Themenwahl werden aktuelle Forschungsergebnisse aufgegriffen und in „Kultur macht stark“ hineingetragen, um so die Qualitätsentwicklung zu befördern. Gleichzeitig finden die Praxiserfahrungen aus „Kultur macht stark“-Projekten Eingang in die Entwicklung unserer Informationsangebote.
Kommen wir noch einmal zu Ihrem Angebot der Fachkonferenzen zurück: Was erwartet die Teilnehmenden da?
Pro Jahr planen wir acht Fachkonferenzen und jede davon ist ein Unikat. Ich vergleiche das gern mit einem Gourmet-Menü. Zutaten und Zubereitung variieren jedes Mal. Grundsätzlich gibt es aber immer ein, zwei Vorträge aus der Wissenschaft zum jeweiligen Thema sowie Praxisbeispiele aus „Kultur macht stark“. Meist bieten wir dann am Nachmittag praxisorientierte Formate an, bei denen Methoden für die praktische Umsetzung gleich vor Ort ausprobiert werden können. Außerdem gibt es die Möglichkeit für Diskussionen, Austausch und Vernetzung. Das haben wir bei den vergangenen Online-Konferenzen ähnlich gehandhabt.
Wie genau liefen die Veranstaltungen im virtuellen Raum ab?
Wir haben sie als Videokonferenzen durchgeführt. Einmal ging es um den Einsatz digitaler Spiele in der kulturellen Bildung und einmal um künstlerische Strategien der Lese- und Schreibförderung, die sich auch für Zeiten des kontaktarmen Miteinanders eignen. Es gab auch in den Online-Konferenzen zunächst Vortragsimpulse und offene Austauschrunden. Nach einer Mittagspause fanden in mehreren separaten virtuellen Räumen parallel Workshops statt und dann endete das Ganze mit einem gemeinsamen Abschluss. Das virtuelle Angebot wurde sehr gut angenommen. Wir hatten ähnlich hohe Teilnehmendenzahlen wie bei den Präsenzveranstaltungen.
Richten sich die Veranstaltungen nur an Akteure, die bereits bei „Kultur macht stark“ mitwirken?
Nein, die Konferenzen stehen allen Interessierten aus dem Bereich der kulturellen Bildung offen, ob Studierende, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Fachpersonen oder Ehrenamtliche, und zwar unabhängig davon, ob sie bereits bei „Kultur macht stark“ aktiv sind oder nicht. Die Veranstaltungen sind zudem kostenfrei für die Teilnehmenden. Bei den Präsenzangeboten erstattet das Bundesministerium für Bildung und Forschung auf Antrag auch die Fahrtkosten. Wer nicht teilnehmen kann oder sich einfach generell für die Inhalte interessiert, kann auch unseren Materialpool nutzen. Dort stellen wir Ergebnisse und Materialien aus den Konferenzen – und viele weitere didaktische Handreichungen wie etwa Praxisbeispiele aus „Kultur macht stark“ – öffentlich zugänglich zur Verfügung.
Wie fällt Ihre Bilanz zur Halbzeit der zweiten Förderphase von „Kultur macht stark“ aus? Und wie geht es mit „ProQua“ weiter?
Von den Besucherinnen und Besuchern der Konferenzen erhalten wir sehr positives Feedback – zur Themenauswahl wie zur Atmosphäre. 2019 hatten wir im Schnitt rund 50 Teilnehmende, die bundesweit angereist sind. Unser Ziel ist, alle möglichen Akteure und Institutionen auf unterschiedlichen Ebenen anzusprechen, von der Mitarbeiterin einer Kommune bis zum Ehrenamtlichen, vom kleinen Musikverein bis zum großen Opernhaus. Die Menschen, die sich vor Ort engagieren, in ihrer Entwicklung zu begleiten – diese Arbeit möchten wir auch in den kommenden Jahren mit viel Herzblut fortsetzen.