Alles Banane? Von wegen!
Wie Banane, Kiwi und Co. in den Supermarkt kommen und was das fürs Klima bedeutet, erfahren Kinder und Jugendliche aus der Kasseler Nordstadt im Projekt „KuMiN“ in Kreativ-Workshops und beim Gärtnern. Ein Gespräch mit Projektleiterin Anna Gerloff.
Frau Gerloff, was verbirgt sich hinter der Abkürzung „KuMiN“?
„KuMiN“ steht für „Kultur und Markt in der Nordstadt“. Seit April findet dort jede Woche ein Markt für regionale Produkte, Kunst und interkulturelle Begegnungen statt. Im Rahmen dieses Projekts gibt es auch mehrere Angebote für Umweltbildung, die über „Tafel macht Kultur“ von der Tafel Deutschland als Programmpartner von „Kultur macht stark“ gefördert werden. Kinder und Jugendliche werden angeregt, sich auf spielerische und kreative Weise damit auseinanderzusetzen, wo unsere Lebensmittel herkommen und welche Auswirkungen das auf Klima und Umwelt hat. In der multikulturellen Nordstadt sind viele Familien zuhause, die sich nicht unbedingt biologisch angebaute oder regionale Produkte leisten können. Die Kinder wissen oft nicht, wie Obst und Gemüse eigentlich in den Supermarkt gelangen.
Wie bringen Sie das Thema den Kindern und Jugendlichen näher?
Das Projekt ist in den Osterferien mit einem einwöchigen Comic-Workshop gestartet. Um spielerisch in das Thema einzusteigen, haben wir erst einmal Obst und Gemüse eingekauft und deren Herkunft auf einer Landkarte bestimmt. Wir haben uns auch mit Saisonkalendern und regionalen Produkten beschäftigt und waren auf einem Biohof nahe Kassel. Parallel dazu erarbeiteten die Teilnehmenden mit Unterstützung von Illustratoren einen Comic, der die abenteuerliche Reise der Banane Kumi erzählt. Das fertige Heft haben die Kinder und Jugendlichen auf dem ersten Wochenmarkt Ende April an einem Stand präsentiert – das kam sehr gut an. Zum Beispiel möchte die Schule, in deren Hof der Markt stattfindet, das als Ausmalbuch angelegte Heft gern weiter nutzen. Aktuell findet außerdem ein weiterer einwöchiger Workshop statt. Darin wird ein Theaterstück zum Thema mit Zehn- bis 18-Jährigen entwickelt, das dann auf dem Wochenmarkt aufgeführt werden soll.
Welche Bündnispartner arbeiten im Projekt zusammen?
Die Partner im Bündnis sind die Tafel Kassel, das Kulturzentrum Schlachthof und der Verein Essbare Stadt. Die bei der Tafel ehrenamtlich engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen viel Akquise-Arbeit, indem sie Familien, die dort Essen beziehen, von dem Projekt erzählen und dazu einladen. Das Kulturzentrum Schlachthof unterstützt zum Beispiel bei Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit und stellt Räumlichkeiten zur Verfügung, wie etwa beim Comic-Workshop. Der Essbare Stadt e. V. bringt sich mit seiner Expertise in den internationalen Garten ein. Das ist ein weiteres Bildungsangebot im Projekt.
Was möchten Sie mit diesem Angebot erreichen?
Beim Comic-Workshop ging es darum, Interesse für das Thema zu wecken. Mit dem internationalen Garten gehen wir einen Schritt weiter: Wir vermitteln ganz praktisch, wie zum Beispiel eine Zwiebel oder eine Kartoffel angebaut wird und möchten so Kindern den Wert von Lebensmitteln bewusst machen. Das wöchentliche Format ist ein offenes Angebot, es kommen viele Kinder, gerade auch jüngere, mit ihren Familien zum Werkeln und Buddeln unter professioneller Anleitung vorbei. Den Garten haben wir neu angelegt, auf einer vom Umwelt- und Gartenamt Kassel zur Verfügung gestellten Fläche nur etwa 15 Gehminuten vom Nordstadtpark entfernt. International ist der Garten auch deshalb, weil wir versuchen möchten, exotische Pflanzen zu kultivieren. Langfristig soll es vor allem auch Familien mit Migrationshintergrund ermöglicht werden, ihre heimischen Gerichte mit regionalen Produkten zu kochen. Die Erzeugnisse aus dem Garten können die Teilnehmenden mitnehmen. Mit den Überschüssen möchten wir außerdem eine gemeinsame Kochaktion auf dem Markt und ein kleines Fest im Garten veranstalten. Gefördert wird dieses Angebot noch bis Oktober.
Wird der Garten auch darüber hinaus bestehen bleiben?
Ja, das ist auf alle Fälle unser Wunsch. Der Verein Essbare Stadt hat schon mehrere Gemeinschaftsgärten in Kassel erfolgreich initiiert, in der Nordstadt gab es bisher keinen. Im Gespräch sind wir auch mit einem Hort, der den Garten möglicherweise künftig weiter nutzen könnte. Es hängt natürlich auch immer davon ab, ob die Menschen hier das Angebot weiter nutzen. Es steckt jedenfalls viel Potenzial drin: Im Projekt haben wir zum Beispiel auch eine Hütte für Werkzeuge errichtet und kürzlich hat ein Imker einen Bienenstock aufgestellt.